Argentinien: Pressezensur für Umweltschützer

Nachfolgend wird eine geringfügig gekürzte und veränderte Protestaktion von Rettet den Regenwald e.V. dokumentiert. Deutsche Übersetzung des Protestschreibens.

Ende der 90er Jahre bescherte der damalige Staatspräsident Menem dem Land der Gauchos ein Wirtschaftswachstum von jährlich 8%. Mit üppigen internationalen Krediten und dem Verkauf des Staatsbesitzes finanzierte er eine Dolce Vita auf Pump. 2001 kam die Krise und der Staatsbankrott. Zu verkaufen gab es nichts mehr, die argentinische Industrie war zur Bedeutungslosigkeit geschrumpft, die Bankkonten der Bürger wurden konfisziert.

Was Argentinien blieb waren seine natürlichen Ressourcen. Neben Bodenschätzen und Holz vor allem zig-Millionen Hektar fruchtbares Acker- und Weideland. Letzteres wurde massiv mit einem Devisenbringer für den Export bepflanzt: Soja. Die eiweißhaltige Hülsenfrucht dient als Mastfutter für Millionen hungriger Rinder, Schweine und Hühner und als Agrosprit für Autos in Europa.

Im Jahr 1996 hat sich zudem mit den Finanzexperten von Weltbank und Internationalem Währungsfond ein Frankenstein ins Land geschlichen: Der Gentechkonzern Monsanto aus St. Louis, Missouri. Argentinien wurde zum Experimentierfeld des wegen Agent Orange und PCB berühmt-berüchtigtem Konzerns. Aus der stolzen Gaucho- wurde die Sojarepublik. Mit dem Sojaboom finanziert die Regierung Staatshaushalt und Kredittilgung des hoch verschuldeten Landes.

Die Folge: Gensoja so weit das Auge reicht. 17 Millionen Hektar sind es schon, und die Sojafront rückt immer weiter vor. Über die Landesgrenzen hinweg walzt Soja Kleinbauern, Indigene und Wälder nieder. Von Argentinien eroberte Monsantos Gensoja auch das benachbarte Brasilien und Paraguay. Die europäische Agrospritpolitik hat den Sojaboom noch einmal massiv beflügelt. Der Einsatz des Pestizids Roundup (Glyphosat) auf den Monokulturen vergiftet die Menschen, das Trinkwasser und die Böden.

Jorge Rulli ist das geistige Hirn der Umweltgruppe Reflexión Rural. Im Radioprogramm “Südhorizont” prangert er die Probleme schonungslos an. Betroffene können in dem interaktiven Programm anrufen und live von den Bedrohungen berichten, und davon gibt es viele. Doch Wahrheit kann unbequem sein. Nun will die Regierung das landesweit im staatlichen Sender Radio National ausgestrahlte Programm mundtot machen. Bitte helfen Sie die Regierung zu überzeugen, dass kritische Stimmen notwendig sind. Rettet den Regenwald unterstützt seit 2008 das Radioprogramm der Umweltgruppe Reflexión Rural.