NABU kritisiert Hubschrauber-Giftdusche gegen Maikäfer in Ba-Wü

Nachfolgend wird eine geringfügig gekürzte und veränderte Pressemitteilung des NABU dokumentiert.

Stuttgart/Freiburg – Der Naturschutzbund NABU kritisiert scharf die am Mittwoch 22. April 2009 beginnende Vergiftung der Maikäfer am Kaiserstuhl. Am 31. März hat das Regierungspräsidium Freiburg die Maikäferbekämpfung im Kaiserstuhl genehmigt. Mit Hubschraubern werden vor allem über Waldrändern im Kaiserstuhl großflächig Insektizide versprüht. Dabei sollen auch besonders geschützte Biotope, EU-Vogelschutzgebiete und EU-Fauna-Flora-Habitat-Gebiete mit dem tödlichen Gift eingenebelt werden. Genau diese Gebiete, die den Kaiserstuhl im In- und Ausland berühmt gemacht haben und die jährlich tausende von Besuchern anlocken. „Auch wenn der Kaiserstuhl im Westen Deutschlands liegt, darf der Maikäfer nach Auffassung des NABU nicht in Wild-West-Manier bekämpft werden“, sagt Dr. Andre Baumann, Vorsitzender des NABU Baden-Württemberg.

„Wer den Schutz heimischer Arten ernst nimmt, darf nicht großflächig Insektenvernichtungsmittel über wertvollen und attraktiven Schutzgebieten Baden-Württembergs versprühen. Die Landesregierung führt so ihre eigenen Bemühungen um den Naturschutz ad absurdum“, kritisiert Baumann. Minister Hauk muss sich zudem fragen lassen, wie viel Gift er in der südbadischen Natur in Zukunft eigentlich noch einsetzen will bevor er endlich begreift, dass Umweltgifte in der Natur nichts zu suchen haben. Der NABU weist in diesem Zusammenhang darauf hin, dass bereits das Bienensterben 2008 gezeigt hat, wie gefährlich der Einsatz von Umweltgiften für die Natur ist.

„Die geplante Maikäferbekämpfung missachtet den Naturschutz und schadet massiv der Tourismusregion Kaiserstuhl. Der Kaiserstuhl steht für Naturgenuss und nicht für Giftnebel“, sagt Baumann. Neben dem Feldmaikäfer werden auch viele andere Insektenarten zu Schaden kommen. Das verwendete Breitbandinsektizid Neemazal darf zwar im ökologischen Landbau verwendet werden, wirkt jedoch als Fraßgift auch auf andere Käfer und weitere Insekten wie Schmetterlinge. „Das ist fatal: Die einmalige Natur des Kaiserstuhls ist zum Beispiel ein wichtiges Rückzugsgebiet für viele Insekten, die in den Roten Listen ganz oben geführt werden“, erklärt Baumann.

Der NABU kritisiert auch die sehr hohen Kosten der Maßnahme. „Rund 150.000 Euro kosten die Hubschrauber-Vergiftungsaktion und die Bodenbekämpfung der Maikäfer, die größtenteils die Steuerzahler zu tragen haben“, erklärt Baumann. Wegen der hohen ökonomischen und ökologischen Schäden fordert der NABU, dass in Zukunft verstärkt umweltschonende Maßnahmen getestet und realisiert werden, um Schäden durch Maikäfer in den Weinbergen des Kaiserstuhls zu verringern.

Der NABU hat die Fachbehörden in Stuttgart und Freiburg, die den Gifteinsatz jetzt genehmigt haben, immer wieder auf diese alternativen Möglichkeiten hingewiesen. Unverständlicherweise wurden die entsprechenden Versuche vom Land Baden-Württemberg nur halbherzig durchgeführt und keine Finanzmittel für deren Erprobung bereitgestellt. In anderen Ländern würden mit Bodennetzen in Obstgärten erfolgreich Feldmaikäferweibchen an der Eiablage gehindert. Mit dem natürlichen Gegenspieler von Maikäfern, dem Bodenpilz Beauveria, könne nach Ansicht des NABU ebenfalls der Gifteinsatz vermieden oder verringert werden. Der Bodenpilz befällt die Engerlinge, die im Boden lebenden Maikäferlarven. Auch ein Nichtstun könne dazu führen, dass die Maikäferbestände auf Dauer zusammen brechen, weil die Gegenspieler der Insekten zunehmen.

Durch den ständigen Gifteinsatz wird der Zusammenbruch des Maikäferbestands verhindert und das Maikäferproblem konstant erhalten. „Der Griff zur Giftspritze erfolgt zu schnell. Im Kaiserstuhl wird aus der Hüfte gespritzt“, so Baumann.