Johann Wolfgang von Goethe: Frühling übers Jahr

Das Beet, schon lockert
Sichs in die Höh,
Da wanken Glöckchen
So weiß wie Schnee;
Safran entfaltet
Gewaltge Glut,
Smaragden keimt es
Und keimt wie Blut.
Primeln stolzieren
So naseweis,
Schalkhafte Veilchen,
Versteckt mit Fleiß;
Was auch noch alles
Da regt und webt,
Genug, der Frühling,
Er wirkt und lebt.

Doch was im Garten
Am reifsten blüht,
Das ist des Liebchens
Lieblich Gemüt.
Da glühen Blicke
Mir immerfort,
Erregend Liedchen,
Erheiternd Wort;
Ein immer offen,
Ein Blütenherz,
Im Ernste freundlich
Und rein im Scherz.
Wenn Ros und Lilie
Der Sommer bringt,
Er doch vergebens
Mit Liebchen ringt.

Interview mit Thorwald Brandwein über Fassadenbegrünung – Teil 2

Ich dokumentiere hier Teil 2 eines längeren Interviews, dass ich diesen Herbst mit Thorwald Brandwein geführt habe. Wegen der Länge veröffentliche ich es in mehreren Teilen. Vorherige Teile: 1

Frage: Ich bin zum ersten Male in den 90iger Jahren über Dich gestolpert, als ich zu Fassadenbegrünung recherchierte und das Ulmer-Fachbuch Fassaden- und Dachbegrünung kaufte, das ein von Dir geschriebenes Kapitel enthielt. Siehst Du seit der damaligen Zeit wesentliche Änderungen im öffentlichen Bewusstsein zu begrünter Fassade erreicht?

Zum Buch „Fassaden- und Dachbegrünung“ möchte ich anmerken, dass ich es seinerzeit initiiert habe, weil ich eine Aktualisierung des Informationsangebotes für geboten hielt. Damit war ich seinerzeit – ab Herbst 1988 – wohl noch etwas zu früh. Erstens galt Fassadenbegrünung allein noch nicht als – sagen wir mal „fachbuchwürdig“ – zweitens habe ich selbst erst 1999 m.E. brauchbare und offenbar auch inzwischen allgemein anerkannte Prinzipien zur Schätzung der Maximallasten von Kletterpflanzen gefunden.
Noch jünger ist meine persönliche Entscheidung, Kletterhilfen auf der Basis von Spanntechnik nur noch bei dafür günstigsten Voraussetzungen zu empfehlen. M.E. eignen sich Seile und elastische Stäbe, die durch Verspannung fixiert werden müssen, viel weniger zum Bewuchs mit sogenannten Starkschlingern, als schlanke biegesteife Profile.

Deine eigentliche Frage nach der Entwicklung des „öffentlichen Bewusstseins“ erfordert meiner Meinung nach eine differenzierte Betrachtung.
Wer sich speziell mit Planung und Herstellung oder Verwaltung und Unterhaltung von Bauwerken befasst, macht hinsichtlich Fassadenbegrünung konkretere Erfahrungen als jemand, der sie eher „konsumiert“ – sei es als unbeteiligter Mieter oder auch nur als „oberflächlicher“ Betrachter begrünter Hauser. Letzterer wird nicht so schnell merken, was alles hinter einer Fassadenbegrünung steckt.
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Johann Wolfgang von Goethe: Harzreise im Winter

Dem Geier gleich,
Der auf schweren Morgenwolken
Mit sanftem Fittich ruhend
Nach Beute schaut,
Schwebe mein Lied.

Denn ein Gott hat
Jedem seine Bahn
Vorgezeichnet,
Die der Glückliche
Rasch zum freudigen
Ziele rennt:
Wem aber Unglück
Das Herz zusammenzog,
Er sträubt vergebens
Sich gegen die Schranken
Des ehernen Fadens,
Den die doch bittre Schere
Nur einmal löst.

In Dickichts-Schauer
Drängt sich das rauhe Wild,
Und mit den Sperlingen
Haben längst die Reichen
In ihre Sümpfe sich gesenkt.

Leicht ists folgen dem Wagen,
Den Fortuna führt,
Wie der gemächliche Troß
Auf gebesserten Wegen
Hinter des Fürsten Einzug.

Aber abseits wer ists?
Ins Gebüsch verliert sich sein Pfad,
Hinter ihm schlagen
Die Sträuche zusammen,
Das Gras steht wieder auf,
Die Öde verschlingt ihn.

Ach, wer heilet die Schmerzen
Deß, dem Balsam zu Gift ward?
Der sich Menschenhaß
Aus der Fülle der Liebe trank?
Erst verachtet, nun ein Verächter,
Zehrt er heimlich auf
Seinen eignen Wert
In ungnügender Selbstsucht.

Ist auf deinem Psalter,
Vater der Liebe, ein Ton
Seinem Ohre vernehmlich,
So erquicke sein Herz!
Offne den umwölkten Blick
Über die tausend Quellen
Neben dem Durstenden
In der Wüste.

Der du der Freuden viel schaffst,
Jedem ein überfließend Maß,
Segne die Brüder der Jagd –
Auf der Fährte des Wilds
Mit jugendlichem Übermut
Fröhlicher Mordsucht,
Späte Rächer des Unbills,
Dem schon Jahre vergeblich
Wehrt mit Knütteln der Bauer.

Aber den Einsamen hüll
In deine Goldwolken!
Umgib mit Wintergrün,
Bis die Rose wieder heranreift,
Die feuchten Haare,
O Liebe, deines Dichters!

Mit der dämmernden Fackel
Leuchtest du ihm
Durch die Furten bei Nacht,
Über grundlose Wege
Auf öden Gefilden;
Mit dem tausendfarbigen Morgen
Lachst du ins Herz ihm;
Mit dem beizenden Sturm
Trägst du ihn hoch empor;
Winterströme stürzen vom Felsen
In seine Psalmen,
Und Altar des lieblichsten Danks
Wird ihm des gefürchteten Gipfels
Schneebehangener Scheitel,
Den mit Geisterreihen
Kränzten ahnende Völker.

Du stehst mit unerforschtem Busen
Geheimnisvoll offenbar
Über der erstaunten Welt
Und schaust aus Wolken
Auf ihre Reiche und Herrlichkeit,
Die du aus den Adern deiner Brüder
Neben dir wässerst.

Kiel: Kampf gegen die Kartoffelrose am Leuchtturm Friedrichsort

Nachfolgend wird eine Pressemitteilung der Landeshauptstadt Kiel vom 22.11.2007 dokumentiert.

Mit schwerem Gerät geht das Kieler Umweltschutzamt jetzt gegen die Kartoffelrosenbestände am Falckensteiner Strand vor, denn die Rosa rugosa gilt als eine der schlimmsten Problempflanzen weit und breit: „Eingewandert“ von der Kamtschatka im ostasiatischen Teil Russlands, hat sich die Kartoffelrose hierzulande stellenweise nahezu unbegrenzt ausgebreitet, vor allem in Küstenbereichen. Auch am Falckensteiner Strand gibt es dichte Bestände, die die übrige Strandvegetation überwuchern. So verdrängt die winterharte, salzverträgliche und anspruchlose Kartoffelrose andere Pflanzen und damit Tiere, die auf diese Pflanzen angewiesen sind.
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Kinder – Jahreszeitenblick

Gärten für Kinder

Autor: Andreas Regner

Be-greifen kommt von greifen.
In einem zwangfreien Kennenlernen / Erleben von Natur besteht der erste Schritt für tiefergehendes Verständnis und Einsatz für die Natur. Für dieses Kennenlernen gibt es keine Altersgrenzen (je früher desto besser). Dabei sollte die Vermittlung von ‚Wissen‘ den Kindern/Jugendlichen angepasst erfolgen: Kinder brauchen direkte Bezüge. Beispielhaft kann ein Wegerichblatt sein: zerkaut oder unzerkaut ist es (Wunder)mittel gegen kleinere äußere Verletzungen jeglicher Art: Du musst es nur finden und auflegen.

Plantago major als Wundheilungsmittel hilft bei Majas kleiner Handverletzung. Foto: A.Regner.
Mit der Natur zu leben erfordert die Berücksichtigung des natürlichen Jahreszeitenwechsels – dazu soll der Jahreszeitenblick eine Anregung geben (und ist in Bezug auf die angegeben Zeiträume nur beispielhaft zu verstehen – der Witterungsverlauf ist verschieden und dementsprechend auch die Vegetationsentwicklung und die mit ihr verbundenen Arbeits- und Beobachtungsmöglichkeiten).
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Obst – Wildobst – Einführung

Wildobst im Garten

Autor: Gregor Dietrich

Ein neuer Trend ist bemerkbar: Viele Wildobststräucher gibt es in den Baumschulen jetzt schon in Sorten. Wir wollen uns einmal anschauen, was unter dem Begriff so alles zu finden ist.

Von Wildobst spricht man bei Wildsträuchern, die beerntet werden. Diese Sträucher können natürlich auch in den Garten gebracht und dort beerntet werden. Das ist der erste Schritt zur Domestikation. Es werden bald besser tragende Klone ausgesucht und schließlich gezielt neue Sorten gezüchtet. Spätestens dann kann man nicht mehr von Wildobst reden, obwohl das oft getan wird. Der Dirndlstrauch Cornus mas Jolico ist beim besten Willen kein Wildobst, sonst wären es die Sorten der Schwarzen Johannisbeere (Ribes nigrum) ja auch. Denn auch hierbei handelt es sich um die selbe Art wie bei der Wildform, nicht um Hybriden oder eine neue Kulturart. Wenn es von einer Obstart erst seit kurzem Kultursorten gibt, so ist von Neuem Obst und nicht von Wildobst zu sprechen.
Schwieriger wird das bei exotischen Wildgehölzen, die bei uns kultiviert werden. Solange keine züchterische Bearbeitung stattfindet, können wir ja nicht von Kultursorten sprechen. Aber wild gibt es sie bei uns ja auch nicht. Es wäre hier angebracht den Terminus Exotisches Wildobst zu verwenden.
Dann gibt es noch die Gartenflüchtlinge: Exotisches Obst, das bei uns kultiviert wird, infolge Verwilderung eingebürgert ist und wieder Wildmerkmale erlangt hat. Wir müssen hier genaugenommen von Sekundärem Wildobst sprechen. Oft ist aber der Status bei uns strittig. Die Walnuß etwa könnte mitunter in den Donauauen heimisch sein.
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