Theodor Storm: Im Herbste

Es rauscht, die gelben Blätter fliegen,
Am Himmel steht ein falber Schein;
Du schauerst leis und drückst dich fester
In deines Mannes Arm hinein.

Was nun von Halm zu Halme wandelt,
Was nach den letzten Blumen greift,
Hat heimlich im Vorübergehen
Auch dein geliebtes Haupt gestreift.

Doch reißen auch die zarten Fäden,
Die warme Nacht auf Wiesen spann –
Es ist der Sommer nur, der scheidet;
Was geht denn uns der Sommer an!

Du legst die Hand an meine Stirne
Und schaust mir prüfend ins Gesicht;
Aus deinen milden Frauenaugen
Bricht gar zu melancholisch Licht.

Erlosch auch hier ein Duft, ein Schimmer,
Ein Rätsel, das dich einst bewegt,
Daß du in meine Hand gefangen
Die freie Mädchenhand gelegt?

O schaudre nicht! Ob auch unmerklich
Der schönste Sonnenschein verrann –
Es ist der Sommer nur, der scheidet;
Was geht denn uns der Sommer an!

Veranstaltungstipp: Jahreszeiten im Wasserland, Mönkeberg 13.11.

Am Dienstag, 13. November um 19:00 in der Aula der Grundschule Mönkeberg bei Kiel. Näheres ist erfahrbar auf der Website der Veranstaltung: wasserlaeufe.de

Aus dem Ankündigungstext:

Intensive Landschaftsphotographien & virtuose Gitarrenmusik

Großformatig projizierte, ausdrucksstarke Dias zeigen die Wasserläufe Schleswig-Holsteins, also Flüsse, Bäche und Auen, aber auch die Küsten, Kanäle und Seen des Landes. Es entsteht ein lebendiger Eindruck von der faszinierenden Vielfalt des Wasserlandes.
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Johann Wolfgang von Goethe: Herbstgefühl

Fetter grüne, du Laub,
Am Rebengeländer
Hier mein Fenster herauf!
Gedrängter quellet,
Zwillingsbeeren, und reifet
Schneller und glänzend voller!
Euch brütet der Mutter Sonne
Scheideblick, euch umsäuselt
Des holden Himmels
Fruchtende Fülle;
Euch kühlet des Mondes
Freundlicher Zauberhauch,
Und euch betauen, ach!
Aus diesen Augen
Der ewig belebenden Liebe
Vollschwellende Tränen.