Soja-Anbau auf Kosten des Regenwaldes stoppen

Protestaktion von Rettet den Regenwald
40 Millionen Hektar Regenwald – mehr als die Fläche Deutschlands – musste in Südamerika schon weichen, um Platz für den Soja-Anbau zu machen. Soja-Monokulturen zerstören lokale Ökonomien, Biodiversität, Böden und Wasser-Ressourcen. Landkonflikte brechen aus und enden mit der Vertreibung der Menschen, die keinen Titel für das Land haben, das sie ihr Leben lang behutsam bearbeitet haben. Damit die Soja-Produktion weiter wachsen kann, wird täglich hektarweise Regenwald für neue Anbauflächen vernichtet.

Der „Runde Tisch für verantwortlichen Soja“ (Round Table on Responsible Soy – RTRS) soll den ökologisch und sozial verantwortungsvollen Anbau von Soja in Südamerika sicherstellen. Er wurde 2005 von NGOs initiiert, um gemeinsam mit Agrarunternehmen und multinationalen Konzernen der Nahrungsmittelbranche etwas gegen die Regenwaldzerstörung durch Soja-Anbau zu unternehmen. Dieses Ziel wurde aber zu keinem Zeitpunkt erreicht, wie die ständig wachsende Regenwaldzerstörung belegt!
Die ausgehandelten RTRS-Kriterien sind alles andere als verantwortungsvoll. Sie lassen den Einsatz von Genprodukten genauso zu wie die Verwendung von Pestiziden. Aktuelle Folgen: In Paraguay sind jüngst sechs Ureinwohner der Mbya Guarani an einer Vergiftung durch Pestizide gestorben. Auch das Ziel eines sozialen Ausgleich verfehlt der Runde Tisch. Ebenfalls in Paraguay ist ein Bauernführer bei einer Auseinandersetzung um eine Soja-Plantagen getötet worden.

Diese aktuellen Ereignisse blieben in den Niederlanden nicht ohne Folgen. In Den Haag wurde der industrielle Soja-Anbau dieser Tage diskutiert, denn die Niederlande unterstützen bislang den „Runden Tisch für verantwortlichen Soja“. Während der parlamentarischen Debatte stellten die Abgeordneten die Transparenz des Runden Tisches in Frage und bezeichneten ihn als „Grünwäscherei“. Sie zweifelten die Wirksamkeit der Standards des Runden Tisches an und kritisierten sie aus „ungenügend“, um die Soja-Produktion als verantwortlich zu klassifizieren. Trotz parlamentarischer Kritik deutet alles darauf hin, dass die niederländischen Ministerien für Landwirtschaft und Internationale Kooperation den Runden Tisch weiterhin finanziell und politisch fördern wollen.

Rettet den Regenwald unterstützt schon lange die südamerikanischen Umweltgruppen Grupo de Reflexion Rural und La Soja Mata in ihrer Arbeit gegen den ökologisch und sozial schädlichen Soja-Anbau in ihrer Region. Sie bestätigen uns, die Unsinnigkeit und Wirkungslosigkeit des Runden Tisches. Bitte beteiligen Sie sich an unserer Protestaktion und fordern Sie die niederländische Regierung auf, den „Runden Tisch für verantwortlichen Soja“ nicht weiter zu fördern.

Dokumentation der Übersetzung der Protestmail:

Soja-Anbau auf Kosten des Regenwaldes stoppen

Frau Gerda Verburg
Ministerin für Landwirtschaft, Natur und Ernährung
Den Haag, Niederlande

Herr Koenders
Minister für Außenbeziehungen
Den Haag, Niederlande

Betreff: Beenden Sie die Regierungsunterstützung des Round Table for Responsible Soy

Sehr geehrte Frau Verburg, sehr geehrter Herr Koenders,

nach den mir vorliegenden Information bietet die niederländische Regierung dem Runden Tisch für Verantwortlichen Soja (Roundtable on Responsable Soy – RTRS) weiter finanzielle und politische Unterstützung an.

Bestimmt kennt die holländische Regierung die schlimmen Konsequenzen der industriellen Sojaproduktion in südlichen Ländern wie Argentinien, Paraguay und Brasilien. Diese Woche wurde berichtet, dass in Paraguay sechs Menschen der Mbya Guarani-Ureinwohner an einer Pestizidvergiftung gestorben sind, und dass ein Bauernanführer während eines Landkonflikts mit Sojaproduzenten und Landbesitzern getötet wurde.

Dies sind nur einzelne Beispiele. Umfassende Berichte über die gravierende Situation wurden in letzter Zeit veröffentlicht, darunter die Studien „Bespühte Dörfer: über die von Pestiziden in den meisten Sojagebieten in Argentinien verursachten Probleme“, Vereinigte Sojarepubliken: Realität der Sojaproduktion in Südamerika und eine neue Fallstudie “Verantwortlicher Soja in Paraguay: Die Gruppe DAP und der Einmarsch der Sojamonokulturen in San Perdo”.

In Argentinien haben sich Einwohner aus verschiedenen Regionen (z.B. Buenos Aires, Cordoba, Santa Fe, Entre Rios), die direkt von den Pestizidbesprühungen betroffen sind, in der Kampagne „Stopp den Pestiziden“ („Paren de fumigar“) organisiert. Die Gesundheit der Menschen in diesen Regionen ist ernsthaft beeinträchtigt. Die Lösung der Probleme liegen nicht in endlosen Diskussionen innerhalb des Rundes Tischs, die sehr weit von der Realität entfernt sind, sowohl auf physischer als auch moralischer Ebene.

Das Menschenrechtskommissariat der Vereinten Nationen hat mit Sorge festgestellt, dass „die Verbreitung der Sojaproduktion Hand in Hand mit rücksichtslosem Einsatz von Pestiziden von statten geht, was zu Krankheiten und Tod von Erwachsenen und Kindern führt, sowie zur Belastung des Wassers, Zerstörung der Ökosysteme und Schädigung der traditionellen Nahrungsgrundlage der Bevölkerung“ (siehe “hier”).

RTRS wurde viermal von internationalen Erklärungen abgelehnt: die letzte Erklärung wurde von 90 Organisationen unterschrieben. RTRS hat keine Legitimität, da nur sehr wenige NGOs und überhaupt keine bäuerlichen oder autochthonen Bewegungen von Südamerika entschieden haben, diesen Prozess zu unterstützen. Im Gegenteil: Sie sind klar dagegen. Die Deklaration von 2009 wurde Ihnen letztens zugeschickt.
Anstatt RTRS zu unterstützen und nur die unausgeglichenen Debatten innerhalb dieser Initiative zu beobachten, sollte die holländische Regierung die Gründe für die zahlreichen öffentlichen Anklagen von Dorfgemeinschaften analysieren, die von den Pestizidbesprühungen und Gensoja betroffen sind. Diese Anklageschriften sind weitreichend von Umwelt- und Menschenrechtsorganisationen dokumentiert.

Alternativ schlagen wir folgendes vor:
Das holländische Landwirtschaftsministerium sollte garantieren, dass Tierfutter lokal innerhalb der Grenzen der EU produziert wird.
Das holländische Entwicklungsministerium sollte seine Bemühungen auf die Unterstützung der lokalen Bevölkerung zur Erlangung von ausreichend und gesunder Nahrung richten. Es sollte keine Initiativen unterstützen, die der lokalen Bevölkerung immer mehr Ackerland zu Gunsten der Exportindustrie wegnehmen. Wir schlagen weiterhin vor, dass das Ministerium unabhängige Forschungen zu den Auswirkungen auf die Volksgesundheit der in der Sojaproduktion benutzten Pestizide unterstützt.

Ich hoffe, dass Sie ihre Unterstützung für RTRS beenden werden. Ich würde mich freuen, Ihre Einschätzungen zu den zahlreichen Punkten, die in diesen Brief und in den Berichten erwähnt wurden, zu bekommen. Angesichts der dringenden Situation, würden mich Ihre Vorschläge sehr interessieren, was die holländische Regierung in Bezug auf das Sojaproblem kurzfristig machen kann.

Mit freundlichen Grüßen