Kreative humorlos: RWE-Werbeagentur droht urgewald mit Klage

Nachfolgend wird eine geringfügig gekürzte und veränderte Pressemitteilung von urgewald und .ausgestrahlt dokumentiert.

Die in Auftrag des Stromkonzerns RWE arbeitende Kreativagentur Jung von Matt, die die RWE-Kampagne „Der Preis bleibt“ betreut, zeigt sich humorlos. Sie droht der Umweltorganisation urgewald mit einer Klage. Denn urgewald hat in Kooperation mit der Anti-Atom-Organisation .ausgestrahlt das Motiv der RWE-Kampagne „Der Preis bleibt“ persifliert. „Es ist offensichtlich, dass hier die Meinungsfreiheit eingeschränkt und wichtige Kritiker des Konzerns eingeschüchtert werden sollen. Wir lassen uns jedoch keinen Maulkorb verpassen“, erklärt Heffa Schücking, Geschäftsführerin von urgewald.

Bei RWE wirbt die Popgruppe „Trio“ (Neue Deutsche Welle) mit „Der Preis bleibt“ für eine neue Atomstrommarke, den so genannten „ProKlima“ Strom. Trio = drei steht dabei für 3 Jahre Preisgarantie, auf den T-Shirts der Musiker steht „2009“, „2010“, „2011“.

Mit ihrer „FingeRWEg“-Kampagne kritisieren urgewald und .ausgestrahlt RWEs Energiepolitik und erklären: „Der hohe Preis bleibt.“ Auf den T-Shirts der Trio-Musiker stehen die Adjektive „teuer“, „dreckig“ und „gefährlich“. Das Motiv wurde für eine bundesweite Protestwoche gegen RWE Anfang März entwickelt, an der sich Menschen in rund 60 Städten beteiligt haben. Der Protest richtete sich dagegen, dass sich der Stromkonzern mit 1,5 Milliarden Euro am Atomkraftwerk Belene in Bulgarien beteiligen will.

Die RWE-Agentur Jung von Matt sieht ihr Urheberrecht verletzt und verlangt von urgewald die Unterzeichnung einer Unterlassungserklärung binnen weniger Tage. Ansonsten droht die Agentur mit Unterlassungsklage, Strafanzeige, Schadensersatzforderungen und sonstigen Unannehmlichkeiten. Den vollen Text des Briefes finden Sie unter www.urgewald.de und www.ausgestrahlt.de. „RWEs Hausagentur ist offenbar komplett humorlos. Schließlich sind Persiflagen von bekannten Motiven gängig, sowohl in der Werbung wie auch in politischen Kampagnen“, sagt Schücking, „Das Grundrecht auf Meinungs- und Kunstfreiheit ist auf unserer Seite.“

„RWE scheint noch nichts davon gehört zu haben, dass sich gerade diejenigen Inhalte im Internet besonders schnell verbreiten, die von Zensur bedroht sind“, erklärt Jochen Stay, Sprecher der bundesweiten Anti-Atom-Organisation .ausgestrahlt. „Jetzt werden wesentlich mehr Menschen davon erfahren, dass der Konzern mit dem so genannten ProKlima-Strom Etikettenschwindel betreibt und damit seinen schmutzigen Atomstrom unter die Leute bringen möchte.“

Hintergrund:
RWE will 1,5 Milliarden Euro in den Bau des Atomkraftwerks Belene in Bulgarien investieren. Das Projekt wurde zu Sowjetzeiten geplant und nach der Wende verworfen. Es liegt in einer Region, in der regelmäßig starke Erdbeben stattfinden, weshalb Umweltschützer es für eines der gefährlichsten derzeit in Europa geplanten Atomprojekte halten. 1983 warnten selbst sowjetische Wissenschaftler vor dem Bau dieses Atomkraftwerks am Standort und auch der ehemalige Chef der bulgarischen Atomaufsicht, Dr. Georgui Kastchiev, kritisiert das Projekt.

In der Broschüre „Atomstrom von RWE: teuer, gefährlich, dreckig“ erklären urgewald und .ausgestrahlt, dass in dem RWE-Angebot „ProKlimaStrom“ zu zwei Dritteln Atomstrom steckt, der keineswegs klimafreundlich ist. Es wird erklärt, dass Atomstrom, unter welchem Namen auch immer, gefährlich und dreckig ist. Und teuer: RWE verkauft Atomstrom aus abgeschriebenen Reaktoren teurer als Ökostrom.