Madagaskar: Landraub im Naturparadies

Quelle: Protestaktion von Rettet den Regenwald

Die Pläne des südkoreanischen Daewoo Logistiscs Konzerns treiben Madagaskar immer weiter ins Chaos. Seit Monaten macht die Nachricht vom spektakulärem Landhandel weltweit Schlagzeilen. Daewoo soll mit der Regierung des afrikanischen Inselstaates einen Pachtvertrag vereinbart haben, mit dem sich der Konzern auf einen Schlag 1,3 Millionen Hektar Land für 99 Jahre aneignet. Auf einer Fläche fünfmal so groß wie das Saarland soll unter Anleitung südafrikanischer Farmer industrielle Landwirtschaft für den Export nach Südkorea betrieben werden: Zur Produktion von Nahrung und Agrosprit sollen im trockeneren, westlichen Teil der Insel eine Million Hektar Mais und im feuchten, östlichen Teil 300.000 Hektar Ölpalmen gepflanzt werden. Als Gegenleistung wurde der Regierung die Finanzierung von Infrastrukturmaßnahmen versprochen. Rückendeckung genießt Daewoo von der südkoreanischen Regierung. Staatspräsident Lee Myung-bak hatte im Juni vergangenen Jahres verkündet, dass Korea für eine stabile Nahrungsversorgung langfristig Land für den Anbau von Getreide im Ausland benötigt.

Madagaskar ist eines der ärmsten Länder weltweit. Zweidrittel der Bevölkerung lebt unterhalb der Armutsgrenze, ein Drittel ist unterernährt und mehr als eine halbe Million Menschen ist auf Nahrungsmittellieferungen der Weltgemeinschaft angewiesen. Es ist unbegreiflich, wie Daewoo in dieser Situation dringend benötigte Äcker in Madagaskar zweckentfremden will. Hinzu kommt, dass die auf dem gepachteten Land lebenden Kleinbauern nicht über den Vertrag informiert wurden. Sie müssen einfach weichen.
Nach Monaten zum Teil gewaltsamer Proteste, bei denen Dutzende von Menschen ums Leben kamen, wurde im Februar diesen Jahres der Staatspräsident Madagaskars gestürzt. Sein vom Militär getragener Nachfolger hatte sich gegen den Land-Deal ausgesprochen und bei der Amtsübernahme im März die Annullierung des skandalösen Vertrags mit Daewoo angekündigt. Doch entgegensetzt aller Verlautbarungen hält Daewoo bis heute weiter an den Plänen fest und soll sich bereits klammheimlich 218.000 Hektar Land angeeignet haben.

Daewoos Landraub bedroht nicht nur die Menschen, auch die Natur ist in Gefahr. Der Wald, der einstmals Madagaskar vollständig bedeckte, ist nur noch zu 10 Prozent erhalten. Dadurch sind auch die nur auf Madagaskar vorkommenden Lemurenarten bedroht. 100 Arten dieser zu den Primaten gehörenden Tiergruppe leben noch auf der Insel. Aufgrund der Abtrennung von Afrika vor 150 Millionen Jahren und vom indischen Subkontinent vor 90 Millionen Jahren haben auf der Insel viele urtümliche und nur dort vorkommenden Tier- und Pflanzenarten überdauert. Von den bisher entdeckten 109 Säugetierarten sind 80 Prozent einzigartig, von 260 Reptilienarten kommen sogar 95 Prozent nur auf Madagasgar vor.

Durch den politischen Machtkampf und Regierungssturz ist der Verwaltungsapparat seit Monaten in allen Bereichen nahezu lahmgelegt. Seitdem plündern Holzfäller und Tierhändler fast ungehindert die Naturschätze der Insel und machen selbst vor den ausgewiesenen Naturschutzgebieten nicht halt. Daewoo Logistics ignoriert jede Verantwortung und schreitet mit der Landnahme weiter voran.
Unterstützen Sie unseren Protest mit einem Brief an Ahn Yong Nam, Präsident und Geschäftsführer von Daewoo Logistics Corp.

Eine Übersetzung des Schreibens finden sie hier.