Robin Wood zum Waldsterbensbericht 2008

Nachfolgend wird eine geringfügig gekürzte und veränderte Pressemitteilung von Robin Wood dokumentiert.

Presseerklärung des Landwirtschaftsministeriums ein Dokument der Peinlichkeit

Gesunde Eichen und Buchen, die muss man schon suchen. Denn 84 % der Eichen und 76 % der Buchen in den deutschen Wäldern sind geschädigt. Dies geht aus dem am Freitag vom Bundeslandwirtschaftsministerium (BMELV) veröffentlichten Bericht über den Zustand des Waldes 2008 hervor. Nur 31 % des Waldes insgesamt sehen äußerlich noch gesund aus. Die Pressemitteilung des Ministeriums zu diesen seit Jahren dramatisch hohen Schadenswerten präsentiert sich als ein Dokument der Untätigkeit und Peinlichkeit.

Das Bundesministerium sähe weiterhin Handelsbedarf bei der weiteren Minderung der Stick­stoffeinträge, heißt es dort. „Das ist an sich genau richtig und dringend“, so Rudolf Fenner, Waldreferent bei ROBIN WOOD, „allerdings verschweigt diese Erklärung, dass die Landwirt­schaft selbst – genauer gesagt die landwirtschaftliche Tierproduktion – der bei weitem größte Luftverschmutzer mit Stickstoff ist“. Und während die Stickstoffemissionen im Energiesektor durch Entstickungsanlagen und im Verkehrssektor durch den Katalysator tatsächlich verringert wurden, tut sich im Landwirtschaftsbereich so gut wie nichts. Mehr als die Hälfte (55 %) aller Luftverschmutzung durch Stickstoffverbindungen stammen heute nach den Zahlen des Umwelt­bundesamtes aus der Landwirtschaft, doppelt so viel wie aus dem Verkehrsbereich, dem zweit­größten Stickstoffemittenten. Eine Abkehr von der Turbo-Massen-Tierproduktion wäre ein wir­kungsvoller Schritt. Doch davon steht in der Erklärung nichts.

Weiter schreibt das Ministerium, dass die Forstwirtschaft sich durch den Aufbau naturna­her Mischwälder gegen die Belastungen der Wälder wappnen möge. Dazu Fenner: „Naturnahe Wäl­der sind zwar eben­falls eine ganz drängende Forderung der Umweltverbände – allein schon wegen der Ver­pflichtung der Bundesregierung, die Biologische Vielfalt in Deutschland zu erhal­ten und zu verbessern.“ Doch die Frage, wie das letztendlich klappen soll, wenn gerade die Buchen und Eichen, also die typischsten Baumarten naturnaher Mischwälder, am aller stärksten durch die Luftverschmutzungen dahin siechen, lässt das BMELV unbeantwortet. „Naturnahe Wälder wird es letztlich nur geben können, wenn auch die Landwirtschaft ihren erheblichen Anteil an der Luftverpestung deutlich reduziert“, stellt Fenner fest.

Im vergangenen Jahr hatte der damalige Minister Horst Seehofer die jährliche ausführliche Berichtspflicht über den Zustand des Waldes und die Gegenmaßnahmen der Bundesregierung abgeschafft. ROBIN WOOD hatte damals mehrfach dagegen protestiert, weil sich das Ministe­rium damit noch mehr aus der Mitverantwortung am Waldsterben wegstehlen würde.

ROBIN WOOD fordert nun die Seehofer-Nachfolgerin Ilse Aigner auf, die jährliche Berichterstat­tung wieder einzuführen und mit einem ausführlichen Kapitel über die jährli­chen Maß­nahmen zur Reduktion der Stickstoffemissionen im Zuständigkeitsbereich des Landwirtschaftsministeriums zu ergänzen.