BUND fordert mehr Schutz vor Pestiziden

Nachfolgend wird eine geringfügig gekürzte Pressemitteilung des BUND S-H dokumentiert.

Der Umweltverband BUND kritisiert die Untätigkeit des Landes bei der Reduktion von Pflanzenschutzmitteln in schleswig-holsteinischen Gewässern. So befindet sich das Grundwasser seit Jahrzehnten in einem nahezu unverändert hohen Belastungszustand mit Pestiziden. Laut Angaben des zuständigen Ministeriums überschreiten 11,4 Prozent der „Grundwasserkörper“ den gesetzlich vorgeschrieben Grenzwert von 0,1 Mikrogramm pro Liter. Betroffen sind die Gebiete Leck-Husum-Handewitt, Oeverseee-Rendsburg-Schabstedt und Elmshorn-Wedel-Wandbek-Kaltenkirchen. Auch in anderen Gebieten Schleswig-Holsteins sind zeitweise Grenzwertüberschreitungen festzustellen. Daneben ist von Befunden ohne Überschreitung der Qualitätsnorm auszugehen.

„Während das Land auf abwarten und Tee trinken setzt“, so die BUND-Landesvorsitzende Sybille Macht-Baumgarten und keine Maßnahmen in der Landwirtschaft für erforderlich erachtet, spricht sich der BUND für aktive Pestizidpolitik aus. „Landwirte brauchen eine attraktivere Agrarförderpolitik für gewässerfreundliche Bewirtschaftungsweisen“, fährt Macht-Baumgarten fort. „Das Land muß in seinem Zukunftsprogramm für den ländlichen Raum konkrete Programme anbieten statt unverbindlicher Beratung. Insbesondere der ökologische Landbau muß mit einer Umstellungsprämie wieder stärker durch das Land unterstützt werden.“

Das Beispiel Schweden zeigt, eine umfassende Pestizidpolitik führt zum Erfolg: Der Pestizidabsatz in Schweden sank von rund 18.000 Tonnen im Jahr 1990 auf inzwischen weniger als 10.000 Tonnen pro Jahr. Bei uns dagegen steigt der Pestizidabsatz weiter an. Die stärkere Nachfrage nach Lebensmitteln und der Boom bei Biomasse führen zu einer neuen Intensivierung bei der Bewirtschaftung.

„Die Sorglosigkeit der Landesregierung bei der Bewertung der Pflanzenschutzmittel-Befunde in schleswig-holsteinischen Gewässern ist nicht nachvollziehbar, die Untätigkeit des Landwirtschaftministers verantwortungslos“, so Macht-Baumgarten. Denn: Viele Stoffe im Einsatz gegen unerwünschte Ackerkräuter und Kulturpflanzenschädlinge wirken akut und chronisch schädigend auf eine Vielzahl von anderen Tier- und Pflanzenarten. Pestizide sind in hohem Maße für den Rückgang der Artenvielfalt in unserer Kulturlandschaft mit verantwortlich. Pflanzenschutzmittel können die Zellteilung aller Lebewesen stören, eine Entstehung von Krebs begünstigen, das Erbgut schädigen, das Immunsystem negativ beeinträchtigen, Allergien auslösen und in den Hormonhaushalt eingreifen. Die schädigenden Wirkungen von Pflanzenschutzmitteln auf Ökosysteme und Gesundheit können bereits bei Konzentrationen auftreten, die deutlich unterhalb der gesetzlichen Grenzwerte liegen.