Filmtipp: Grünkohl, Gifte und Geschäfte – Der Skandal um die Firma Envio

Ein Film von Boris Baumholt, Daniela Becker, Nadja Kerschkewicz
WDR-Beschreibung: Bei jeder Bewegung rieselt weißer Staub aus den menschengroßen Transformatoren. Mit bloßen Händen und ohne Mundschutz sägen und schrauben hundert Mitarbeiter der Firma Envio an den metallenen Geräten. Sie sollen das Kupfer rausholen. Aus Schrott wird bares Geld. Was die Arbeiter nicht wissen: Schutzlos sind sie dabei krebserregendem Staub ausgesetzt. Heute sind sie und die Nachbarn aus der Umgebung verseucht. Ihnen drohen schwere gesundheitliche Schäden.
Der Fall Envio ist einer der größten deutschen Umweltskandale, ein internationaler Wirtschaftskrimi und ein Beispiel für das Versagen von Behörden. Diese haben weggeschaut, geduldet, durchgewunken. Erste Hinweise auf giftiges PCB im Grünkohl bei den benachbarten Kleingärtnern wanderten 2007 zu den Akten, und anonyme Hinweise auf kriminelles Handeln bei Envio blieben bei der Bezirksregierung ohne Konsequenzen.

Die story-Autoren zeichnen die Geschichte des Giftsmüllskandals nach, sprechen mit Betroffenen und Insidern und fragen nach der politischen Verantwortung.
Quelle: WDR; auch zu finden in der ARD-Mediathek.

Andreas Regner: Ich beschäftige mich seit meiner Kindheit mit Natur- und Umweltfragen und finde es trotzdem immer wieder erschütternd, dass wenige Leute um Millionen zu scheffeln, das Leben von vielen Menschen gefährden. Oder wie hier in Dortmund objektiv Leben verkürzen – so eine Art Totschlag auf Abruf…
Sowohl der WDR, den ich für diesen Film ausdrücklich loben möchte, als auch die ARD bieten den Film zumindest zur Zeit zum Online-Anschauen und in weiterer Form an. Ich kann das Anschauen unbedingt empfehlen!
Typisch auch die völlig laxe Kontrollhaltung der Behörde, die sogar hilft einen gesetzeswidrigen Transport von PCB-haltigen Kondensatoren aus Kasachstan nach Dortmund zu organisieren…
Wie der WDR richtig schreibt: Ein Wirtschaftskrimi. Unbedingt angucken!
Den betroffenen Arbeitern und ihren Familien, den AnwohnerInnen und den KleingärtnerInnen drücke ich mein tiefes Mitgefühl aus und wünsche Euch allen viel Kraft!

Exkurs ins schöne Schleswig-Holstein:
Mich hat das ganze erinnert an einen Skandal in den 90iger Jahren im Raum Neumünster bei dem es mehrere Tote gab. Dort mussten Hilfsarbeiter bei einer Entsorgungsfirma völlig unsachgemäß und ungeschützt Kühlmittel und andere Giftstoffe entsorgen. Einen der Arbeiter kannte ich flüchtig. Er war der Mann einer Bekannten. Das war ein Netter. Ziemlich groß und sehr schlank. Nur wurde er immer schlanker und schlanker und irgendwann war er weg. Das sind dann die Kollateralschäden für die Herrenmenschen in den feinen Anzügen.