Koalitionsverhandlungen in Berlin: Chance für den Regenwald !

Protestaktion von Rettet den Regenwald
Palmöl-, Soja- und Zuckerrohrplantagen sind in den letzten Jahren zur größten Bedrohung für Regenwälder geworden. Trotzdem hat im Oktober 2006 die Koalitionsmehrheit von CDU/CSU und SPD im Bundestag beschlossen, dass Benzin und Diesel nachwachsende Rohstoffe beigemischt werden müssen. „Bio“-Kraftstoffe setzen seitdem stark auf Pflanzenöl und Ethanol aus Zuckerrohr oder Getreide, das in den Regenwaldgebieten angebaut wird. Angeblich soll dies dem Klimaschutz dienen. Tatsächlich gefährden die Monokultur-Plantagen massiv das Klima: Wälder werden vernichtet und klimaschädliche Gase werden freigesetzt.

Durch die Rodung des Regenwaldes gelangen riesige Mengen Kohlendioxid in die Atmosphäre, indigene Völker verlieren ihren Lebensraum, Tier- und Pflanzen sterben aus. Der große Aufwand zur industriellen Bewirtschaftung der Plantagen und zur Produktion des Agrosprits macht offensichtlich, dass Palmöl und Soja keine effizienten Energieträger sind. Dennoch werden sie bis heute als „Bio“-Kraftstoffe in Deutschland verkauft und ihr Marktanteil ist sogar gesetzlich gesichert.

Agroenergie ist keine Lösung unserer Energieprobleme. Vielmehr zerstört sie Lebensräume, verschärft die Klimaproblematik und schafft sozialen Unfrieden. Vertiefende Zahlen, Fakten und Hintergründe finden Sie hier.

Die Positionspapiere der Koalitionspartner lassen erkennen, dass erstmals die Chance besteht, das „Biokraftstoffquotengesetz“ abzuschaffen. Wir fordern alle Teilnehmer der Arbeitsgruppe Umwelt, Landwirtschaft, Verbraucherschutz dazu auf, die Abschaffung der Agrospritquote im Koalitionsvertrag festzuschreiben und sofort umzusetzen. Dies ist der erste Schritt auf dem Weg zur Abschaffung der Agroenergienutzung. Auch dies muss konsequenterweise im Koalitionsvertrag festgeschrieben sein.

Die Probleme sind lange Zeit bekannt und bisher hat die Politik nur mit untauglichen Vorschlägen zur Zertifizierung der Nachhaltigkeit reagiert. Wer in den Koalitionsverhandlungen von CDU/CSU und FDP jetzt noch für die Agroenergie plädiert, muss seine Absichten offen legen. Denn es ist offensichtlich: Agroenergie lässt sich nicht umwelt- und sozialverträglich produzieren und hilft nicht, dem Klimawandel entgegenzuwirken.

Unterstützen Sie unsere Mail-Aktion und senden Sie Ihre Nachricht an die Vorsitzenden und Teilnehmer der Arbeitsgruppen Umwelt und Wirtschaft, in jetzt den Koalitionsverhandlungen über Agrosprit sprechen. Wir sammeln alle Mails und werden sie am Montag gesammelt übergeben.

Textdokumentation:

Sehr geehrte Frau Aigner,
Sehr geehrte Herren zu Guttenberg, Brüderle und Kauch
Sehr geehrte Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Arbeitsgruppen Wirtschaft und Umwelt

Ich bitte Sie, dass die neue Regierungskoalition die 2006 vom Bundestag beschlossene Beimischungsquote für Agrokraftstoffe sofort und vollständig aufhebt.
Die Beimischung von Palm- und Sojaprodukten und von Ethanol zu Kraftstoffen führt zur massiven Ausweitung der Plantagenwirtschaft in den Tropen auf Kosten der Regenwälder, auf Kosten wichtiger und intakter Ökosysteme und auf Kosten der Kleinbauern und der Ernährungssicherheit der Bevölkerung.

Konkrete Folgen der Agroenergie für das Klima sind:
– Die industrielle Landwirtschaft trägt bis zu 18 Prozent zu den weltweiten klimaschädlichen Emissionen bei.
– Durch die Zerstörung des Regenwaldes wird gebundener Kohlenstoff freigesetzt. Würde man beispielsweise die 12 Millionen Hektar Regenwald in Zentral-Kalimantan auf Borneo roden, würden auf einen Schlag 84 Milliarden Tonnen Kohlendioxid freigesetzt. Das ist die 100-fache Menge Kohlendioxid, die Deutschland pro Jahr produziert.
– In Indonesien und Brasilien stammen der Großteil der nationalen Treibhausgasemissionen von Brandrodung und Abholzung, teils als Folge der Ausweitung der Plantagen für Agroenergie.
– Die beim Anbau von Agroenergie eingesetzten Mineraldünger verursachen große Mengen an Lachgasemissionen. Lachgas ist 300 Mal klimaschädlicher als Kohlendioxid.

Konkrete Folgen der Agroenergie für die Regenwald-Regionen sind:
– Die industrielle Produktion von Agroenergie benötigt große Mengen Wasser. Wer sein Auto mit Ethanol aus Zuckerrohr betankt, verbraucht umgerechnet bei jedem gefahrenen Kilometer 160 Liter Wasser (das entspricht einem Vollbad).
– Lebensmittel werden knapp und teuer. Die Weltbank führt 70 Prozent des weltweiten Preisanstiegs für Lebensmittel auf den Boom der Agroenergie zurück. Die Vernachlässigung des Anbaus von Lebensmitteln führt zu Hungerkatastrophen, wie wir sie aktuelle in Guatemala erleben.
– Indigene Völker verlieren ihren Lebensraum, mit dem sie bisher im Einklang gelebt haben.
– Jede Stunde sterben drei Tier- und Pflanzenarten des Regenwaldes aus.

Das Ende der gesetzlich vorgeschrieben Beimischungsquote für Agrokraftstoffe ist kostenneutral sowie entwicklungs- und klimapolitisch notwendig. Ich bitte Sie, den mit dem Biokraftstoffquotengesetz eingeschlagenen Irrweg zu verlassen und die eingeführten Quoten sofort wieder abzuschaffen.

Mit freundlichen Grüßen