Satire zum Kiel-Kanal: Transparente Illusion

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Sichtbeziehung Schiffsabgase
Für das bessere Verständnis des Siegerentwurfs zum Kleinen Kiel Kanal ein Text des Landschaftsarchitekten Dr. Florian Liedl:
Transparente Illusion
Licht durchflutetes, glasklares Wasser läd zum Plantschen und Flanieren in der Stadt ein, anschließend ein Sonnenbad und eine balinesische Massage auf den schwarzen geheizten Lavasteinen vielleicht, bevor man in der hochwertigen Gastronomie von Mc Doof einkehrt.
Ein vitaler Schilfgürtel reinigt das Wasser biologisch, unter den Brücken sieht man keine Rohre, der Wasserspiegel steht nur 1 m unter der Straßenoberfläche an und es gibt keine grauen Betonschluchten. Leider kommen da allerdings jetzt nicht mehr die Gondeln im Venedig des Nordens durch.

Eigentlich fehlen nurmehr die Seehunde und Eisbär Knut im jetzt prämierten Kieler City-Plantschbecken – sieht ja auch aus wie eine Anlage im Zoo für bleiche farblose Wesen, die sich da im Kristallwasser verlustieren.
An den Rändern stehen prunkvoll sanierte Altststadtgebäude und was nicht ganz so schön ist verschwindet hinter einer geschlossenen Großbaumpflanzung, sogar vor den Gebäuden auf der Südseite ist dafür Platz weil die zukünftigen Busse und Haltestellen hier ganz schlank werden.

Stinkiger Straßenverkehr staut sich woanders, die Leute kaufen in der Altstadt wie verrückt ein und auch nach Ladenschluß brodelt das urbane Leben in den Uferkaffees. Alle Menschen lieben den Kanal und pfeifen auf die Kieler Förde – die ist ja immer nur einfach breit und andere Städte haben sowas ja auch nicht, aber mit so einem Kanalbecken kann man endlich im Angebot mit Wanneeikel und anderen Binnenlandstädten konkurrieren.

Auch die Bezuschussung vom Land wird angehoben, da der Landesetat dafür viel Spielraum aufweist. Das hört man jetzt gerne im Zuge der Entscheidungsfindung. Leider werden die gerade von zuletzt 11 bis 12 Mio.auf 9,1 schmackhaft reduzierten Baukosten im Zuge der Realisierungsplanung wieder stetig anziehen und am Ende bei bummelig 18 Mio liegen können – aber nur wegen Erfüllung der Forderungen der doofen Kritiker! Was ist aber eine so lächerliche Kostensteigerung schon bei dem Mehrwert für alle Kieler und angesichts von Kostenexplosionen bei Großprojekten in Berlin, Stuttgart oder Hamburg! Da werden wir in Kiel doch auch wenigstens etwas Kleineres derart machen dürfen oder?

Die Kinder werden fröhlich singen, Politiker schneiden bunte Bänder durch, alles wird gut und schön…

Lesetipp: Weiterer Artikel von Dr. Liedl zu diesem Bauprojekt: Blick in die Röhre beim Kiel-Kanal

Quelle: WIR in Kiel