Ba-Wü: Wildkatze hui – Rebhuhn pfui

Landesnaturschutzverband relativiert Minister Hauk:
Artenschutz-Gesamt-Bilanz ist noch negativ / Personal und Mittel fehlen zum Erfolg

Der Landesnaturschutzverband (LNV) freut sich mit Landwirtschaftsminister Peter Hauk darüber, dass sich die Wildkatze wieder in Baden-Württemberg ansiedelt. Daraus zu schließen, dass der Artenschutz insgesamt funktioniere, hält er aber für „gewagt“. Bei aller Freude über Wildkatze, Biber und Bienenfresser dürfte nicht vergessen werden, dass zahlreiche Arten weiter regional aussterben oder im Bestand abnehmen.

Die Realität des Artenschutzes stellt sich in den Augen der Naturschützer nämlich ernüchternd dar: Landauf landab sei in den letzten Jahren insbesondere in der Agrarlandschaft ein drastischer Rückgang naturnaher Flächen festzustellen. So werden artenreiche Wiesen rapide in vielschnittiges Silage-Grünland verwandelt und Feldraine zwischen den Äckern zugunsten größerer Wirtschafteinheiten beseitigt. Früher häufige Pflanzen wie Trollblume und Ackerrittersporn sowie Tiere wie Rebhuhn und Perlmutterfalter rutschen dadurch immer tiefer in die Rote Liste. Nach Ansicht des LNV können diese Verluste in der Bilanz nicht durch die spektakulären „Zuwanderungsgewinne“ – wie etwa die Rückkehr von Biber und Lachs – ausgeglichen werden. Unterm Strich schreite die Verarmung der Natur weiter voran.

Abhilfe könne hier nur durch ein flächendeckend angelegtes Artenschutzprogramm mit entsprechender Personal- und Mittelausstattung geschaffen werden. Mit einem
„Schmalspurnaturschutz“ wie derzeit, welcher die Gelder lediglich vom einen Naturschutztopf zum anderen verschiebt (wie gerade zwischen Landschaftspflege und Natura2000 geschehen), sei kein erfolgreicher Artenschutz machbar. Da die meisten Artenverarmungen auf das Konto der Intensivierung der Landwirtschaft gehen, wäre eine Neuorientierung der Agrarförderung im von der EU angestrebten Sinne angebracht. Statt eine pauschale Flächenprämie auch für Mais-Monokulturen zu bezahlen und dies mit imaginären „Leistungen für die Kulturlandschaft“ zu begründen, sollten Landwirtschaftsformen stärker gefördert werden, die tatsächlich zusätzliche gesellschaftliche Leistungen erbringen. Diese Mittelumschichtung habe jedoch auch das Land nicht gewollt und konzentriert die Förderung lieber auf „konkurrenzfähige“ Betriebe, mit denen jedoch die Erhaltung der Biodiversität schwierig wird.

Quelle: Landesnaturschutzverband Baden-Württemberg e. V. (LNV)