Ist die Frischmilch ein Auslaufmodell? – Mangelhafte Kennzeichnung von ESL-Milch

Nachfolgend wird eine geringfügig veränderte und gekürzte Pressemitteilung der Verbraucherzentrale Schleswig-Holstein dokumentiert.

Immer häufiger finden die Verbraucher im Milchregal ein Mittelding zwischen Frisch- und H-Milch, in Fachkreisen ESL- Milch genannt. Die Abkürzung steht für Extended Shelf Life, und bedeutet „längeres Leben im (Kühl)Regal“. Dem Normalbürger ist diese Milch eher bekannt unter Bezeichnungen wie „länger frisch“, „maxifrisch“ oder „extra langer Frischegenuss“. In den letzten Jahren verzeichnete diese Milch enorme Zuwachsraten und seit auch die Discounter diese Milch im Angebot haben legt ihr Marktanteil nochmals deutlich zu.
Im Geschmack fast wie Frischmilch, ist sie im Gegensatz zu dieser etwa 3 Wochen haltbar und das macht sie interessant für alle Menschen, die wenig Milch verbrauchen, nicht so häufig einkaufen und sich bevorraten möchten. Nützlich ist sie aber vor allem für den Handel, der damit besser planen kann und deshalb auch die Molkereien dazu drängt, ihre ESL- Kapazitäten auszubauen. Die Frage ist, ob Verbraucher in Anbetracht dieser rasanten Entwicklung in absehbarer Zeit überhaupt noch eine Alternative beim Einkauf haben. Die Frischmilch scheint ein Auslaufmodell zu sein und das ist durchaus zu bedauern.

„Wer regelmäßig Milch trinkt und mindestens einmal die Woche einkaufen geht, braucht die teurere und länger haltbare Milch eigentlich nicht“, so Gudrun Köster von der Verbraucherzentrale Schleswig-Holstein.

Die Vitaminverluste der ESL- Milch halten sich in Grenzen, mit etwa 10% sind sie etwas höher als bei der Frischmilch, aber deutlich geringer als bei der H-Milch mit etwa 20 %. Aber auch im Haushalt schreitet der Vitaminabbau mit zunehmender Lagerdauer weiter voran.

Hinzu kommt, dass viele Verbraucher den leichten Kochgeschmack der ESl-Milch beklagen, der jedoch nur beim Hocherhitzungsverfahren auftritt. Denn es gibt bei der ESL-Milch unterschiedliche Wege der Keimverminderung und Verlängerung der Haltbarkeit. Der einfachere Weg besteht aus einer Hocherhitzung auf bis zu 127 °C für wenige Sekunden (nicht zu verwechseln ist mit der Ultrahocherhitzung der H-Milch auf mindestens 135°C). Der zweite Weg besteht aus einer vor geschalteten Mikrofiltration, bei der die entrahmte Milch durch allerfeinste Filter gegeben wird und dabei Keime entfernt werden. Bei diesem Verfahren reicht dann anschließend ein normales Pasteurisieren bei 72 – 75°C.

Die Lebensmittelexpertin der Verbraucherzentrale kritisiert, dass die genaue Art der Herstellung von ESL- Milch mit der gegenwärtigen Kennzeichnungspraxis für die Verbraucher nicht ersichtlich ist. „Für Menschen, die den leichten Kochgeschmack nicht mögen, wäre der verpflichtende Hinweis auf das genaue Verfahren nützlich“, so Gudrun Köster.