Vogel des Jahres 2008: Der Kuckuck

Nachfolgend wird eine Pressemitteilung des NABU Schleswig-Holstein vom 05.10.2007 dokumentiert.

Rückgang von Artenvielfalt und Folgen der Klimaerwärmung bedrohen populären Zugvogel
Zeigerart für Strukturreichtum von Landschaften
In Schleswig-Holstein weniger als 4.000 „Paare“

Berlin / Neumünster, 5. Oktober 2007. Der NABU hat den Kuckuck (Cuculus canorus) zum „Vogel des Jahres 2008” gekürt. Der äußerst populäre Vogel, der seinen Namen nach seinem eingängigen Ruf erhalten hat, ist vielerorts verschwunden, weil sein Lebensraum verloren geht – in Deutschland genauso wie im afrikanischen Winterquartier.

Der Kuckuck steht für artenreiche und vielfältige Lebensräume. Wo sich die Landschaft durch die Anlage großflächiger Monokulturen aus Mais und Raps oder den Straßenbau verändert, fehlt dieser Lebensraum für die Vögel. Auch in der Knicklandschaft Schleswig-Holsteins verzeichnet der Kuckuck heute einen starken Bestandsrückgang. Zu sehr hat in den letzten Jahrzehnten vor allem die Qualität der Knicks gelitten. Die erweiterten Möglichkeiten für die Verschiebung oder gar Beseitigung von Knicks, wie sie der neue Entwurf eines „Knickerlasses“ des MLUR vorsieht, wird dort die Situation weiter verschlechtern. Strukturreiche, offene oder halboffene Landschaften wie Hoch- und Niedermoore, Gewässerufer sowie Sukzessionsflächen (sogenanntes „Ödland“) mit Röhricht, Hochstaudenfluren, Gebüschen und Gehölzen werden in Schleswig-Holstein derzeit schwerpunktmäßig besiedelt. Die strukturarmen Marschen und die Nordriesischen Inseln sind dagegen nur lückig besetzt. Der Einsatz von Pestiziden in der Landwirtschaft wirkt sich zusätzlich negativ auf den Bestand aus, da dem Kuckuck als Insektenfresser zunehmend die Nahrung, u.a. behaarte Raupen, fehlt.

Mit seinen 34 Zentimetern Körpergröße ist der Kuckuck etwa so groß wie sein Vorgänger unter den Jahresvögeln, der Turmfalke. Er ist ein eher scheuer Vogel, der die Nähe des Menschen meidet. Das Männchen ist überwiegend schiefergrau. Seine quer gebänderte Unterseite erinnert an einen Sperber. Die Weibchen sind leicht rostfarben getönt. Eines der wichtigsten Kennzeichen des Kuckucks ist der sogenannte Brutparasitismus. Er legt seine Eier in die Nester anderer Wirtsvögel, damit diese den eigenen Nachwuchs für ihn aufziehen. Nach dem Schlüpfen schiebt der Jungkuckuck nacheinander sämtliche Eier oder bereits geschlüpfte Stiefgeschwister über den Nestrand und lässt sich allein ‚bewirten’. Er ist auf bestimmte Wirtsvögel geprägt, die alle viel kleiner sind als der Kukuck, wie den Teichrohrsänger, der nur im dichten Schilf oder an Teichen und Seen vorkommt. Weitere Wirtsvögel sind Bachstelze, Hausrotschwanz, Rotkehlchen und Zaunkönig.

In Deutschland geht der Kuckucksbestand schon seit Mitte der 60er Jahre zurück. Die Zahl der Kuckucke hat allein in den vergangenen zehn Jahren um etwa 20 Prozent abgenommen. In Deutschland leben zwischen 51.000 und 97.000 Brutpaare, davon rd. 4.000 in Schleswig-Holstein (Jahre 1985-94). Europaweit gibt es etwa 4,2 bis 8,6 Millionen Paare. Nahezu alle Länder West- und Mitteleuropas melden seit längerem rückläufige Zahlen. In England verringerte sich der Bestand in den vergangenen 30 Jahren um fast 60 Prozent. Stabile Bestände werden nur noch aus Osteuropa gemeldet. Über ganz Europa verbreitet, fehlt der Kuckuck nur auf Island und im äußersten Norden Russlands. Auch in großen Teilen Asiens und in Nordafrika ist er heimisch. Der NABU wird 2008 eine bundesweite Bestandserhebung zum Kuckuck durchführen.

Der Klimawandel kann nach bisherigen Einschätzungen ebenfalls negative Folgen für den Kuckuck haben. Da viele seiner Wirtsvögel wie Hausrotschwanz und Rotkehlchen immer früher brüten, der Kuckuck aber seine Zugzeiten als Langstreckenzieher weitgehend beibehält, hat er es immer schwerer, noch Nester zu finden, die ganz am Anfang ihrer Brut stehen. Auf die ist er aber angewiesen, damit der junge Kuckuck möglichst als Erster schlüpft und noch die Eier der Jungvögel seiner Zieheltern über den Nestrand schieben kann.

Mehr zum Jahresvogel unter NABU-SH.de.