Stauden – Teichrosen

Teichrosen – vernachlässigte Schönheiten

Autor: Gregor Dietrich

Sie zeigen nicht die auffällige Vielfalt der Seerosen, verdienen es aber dennoch nicht, derart vernachlässigt zu werden. Nachdem die Gattung endlich systematisch bearbeitet wurde, steht auch einer gärtnerischen Bearbeitung Tür und Tor offen.

Sie stellen die ursprünglichste Gattung der Familie dar, die einzige ohne tropische Vertreter. Im Norden werden die Teichrosen (Nuphar) auch Mummeln genannt. Die Blüten sind bei allen Arten sehr ähnlich, nicht so vielfältig wie bei den Seerosen – die Schönheit liegt im Detail. Haben Seerosen 4 (5) Kelchblätter und viele große, bunte Kronblätter, so sind bei den Teichrosen nur 5 oder 6 (14) gelbe Kelchblätter zu sehen. Die Kronblätter sind hier klein und unscheinbar. Bei manchen Arten sind Teile der Blüten rot gefärbt. Was bei dieser Gattung viel mehr interessiert sind die Blätter. Die Schwimmblätter sind meist sattgrün, die immer vorhandenen Unterwasserblätter meist leuchtend hellgrün. Eine Sorte der Japan-Teichrose hat rote Unterwasser- und dunkle Schwimmblätter. Nur wenige winterharte Seerosen bilden ausgewachsen im Winter Unterwasserblätter. Die Teichrosen hingegen sorgen mit ihnen hingegen winters wie sommers für Sauerstoff im Wasser. Typischerweise sind Teichrosenblätter etwas mehr in die Länge gezogen als Seerosenblätter. Es gibt aber auch Arten mit kreisförmigen oder sehr langen pfeilförmigen Blätter.

Namensgeschichte

Carl Linnaeus beschrieb 1753 zwei Seerosen: Nymphaea alba und Nymphaea lutea. Bald jedoch bemerkten andere Botaniker, dass es sich um zwei verschiedene Gattungen handeln musste. So beschrieb Salisbury 1805 die Gattung Castalia für die Seerosen, und beließ die Teichrose bei Nymphaea. Leider sprach sich das nicht überall herum, und so stellten Richard 1808 Nymphozanthus und Smith 1809 Nuphar für die Teichrose auf und beließen die Seerosen in Nymphaea. Nuphar setzte sich durch, und als allgemein bekannt wurde, dass den Regeln entsprechend Castalia der gültige Name der Seerose, und Nymphaea der Teichrose zu sein hatte, sorgte das für ziemlichen Wirbel – schließlich lernt man nicht gerne um. So entschied die Nomenklaturkommission Nymphaea für die Seerosen zu konservieren. Um nicht den damit den Regeln nach gültig gewordenen unbekannten Namen Nymphozanthus für die Teichrosen verwenden zu müssen, wurde auch Nuphar konserviert.

Kultur

Im Teich benötigen die meisten Arten einige Zeit als Aufwärmphase, in der sie nur Unterwasserblätter bilden – mitunter bis zu zwei Jahren, bei frisch ausgepflanzten Aquarienpflanzen. Pflanzen mit Schwimmblättern sollen in einem Pflanzgefäß langsam an tieferes wasser angepasst werden, da sie sonst ebenfalls lange nur Unterwasserblätter produzieren. Sind aber die ersten Schwimmblätter gebildet starten sie durch und durchziehen mit lang kriechenden Rhizomen den Teich. Sie sind also nicht an einem Fleck zu halten, wie die Seerosen. Sie füllen die Lücken zwischen diesen konkurrenzstärkeren Schwestern. Die meisten Arten sind großwüchsig und blühen auch noch in tieferem Wasser als Seerosen. Sie eignen sich daher eher für große Teiche. 80-200 cm Wassertiefe sagen ihnen zu. Einige Arten bilden Luftblätter und können so auch in der Sumpfzone bzw. in kleineren Teichen wachsen. Eine handvoll zwergiger Arten eignet sich für kleinere Teiche und bevorzugt Wassertiefen von 30-80 cm.

Die Arten

Weil sie so ähnlich sind, war die Abgrenzung der Arten lange Zeit unklar, erst 1999 erschien die erste ernst zu nehmende Revision. Danach gibt es 13 Arten. Es ist zu unterscheiden zwischen den altweltlichen Arten mit flaschenförmigen Früchten und üblicherweise fünf, sowie neuweltlichen mit im Normalfall sechs Kelchblättern – die Zahlen sind aber durchaus variabel – und eiförmigen Früchten. Allerdings kommt ein altweltlicher Zwerg in Nordamerika vor. Die großen Arten wachsen in nährstoffreicheren, stehenden bis schwach fließenden Gewässern, oft mit saisonalen Wasserstandsschwankungen (Augewässer). Nur die zwergigen Arten wachsen in borealen Zonen, Gebirgen und Moorgewässern.

Die großen Altweltlichen

Aus den heimischen Gewässern kennen wir die Gelbe Teichrose (N. lutea). Diese ursprünglichste Art der Gattung ist von Europa bis Zentralasien und Ostsibirien verbreitet. Trotzdem sie regelmäßig zu finden ist, gehört sie bei uns schon zu den gefährdeten Arten und steht unter Naturschutz. Gärtnereibetriebe wie Aquaristikfachhandel bieten die nur für größere Schwimmteiche zu empfehlende Art aber regelmäßig an.
Recht bekannt ist noch die Japan-Teichrose (N. japonica). Sie hat spitze, länglich-eiförmige bis pfeilförmige Blätter. Im tiefen Wasser (ab etwa 1 m Wassertiefe) entwickelt sie nur Schwimmblätter, sonst stehen sie über der Oberfläche. Selten kann man diese Art in einer Gärtnerei ergattern, aber im Aquaristikfachhandel taucht sie regelmäßig auf. Eine kleine Sensation ist die selten gehandelte Sorte ‚Rubrotinctus‘. Sie entwickelt rote Unterwasserblätter, weswegen sie früher, als buntblättrige Aquarienpflanzen noch selten und die Wassertemperaturen gemäßigter waren, in der Aquaristik sehr beliebt war. Wer sich eine buntblättrige Sorte für den Teich erwartet, wird enttäuscht sein. Die Schwimm- bzw. Luftblätter sind nur dunkelgrün. Interessant aber ist die Blüte. Zunächst öffnet sie sich in typischem Teichrosengelb ohne jeglichem roten Anflug. Die nächste herbe Enttäuschung. Doch schon am zweiten Tag beginnt sie sich von der Basis her rot zu färben und verblüht schließlich nach einigen Tagen in einem satten, leuchtenden Orangerot. Da diese Art mit Luftblättern auch als Sumpfpflanze wachsen kann (Wassertiefe ab 40 cm), eignet sie sich auch für kleinere Teiche.

Die vier Zwerge

Die Kleine Teichrose (N. pumila), die zweite europäische Art, wächst in oft kühlen Moorgewässern. Die streng geschützte, vom Aussterben bedrohte Art würde sich auch für kleinere Teiche eignen, auch für kühlere Lagen. Man findet ihren Namen oft in Katalogen, aber was da angeboten wird ist üblicherweise die Hybride mit N. lutea, die Bastard-Teichrose (N. x intermedia, syn. N. x spenneriana). Sie ist sowieso die am besten gartentaugliche unter den erhältlichen Teichrosen. Auch im Normalschwimmteich und sogar im Zierteich ist sie zu halten. Außerdem ist sie weitgehend steril, bildet also kaum Samen, die dann im ganzen Teich keimen.

Hier müssen auch die näher verwandten anderen zwergigen Arten erwähnt werden, die amerikanische Arktis-Teichrose (N. microphylla) mit orangefärbiger Narbenscheibe, die oft mit Nymphaea leibergii vergesellschaftet auftritt und in den USA durchaus als Teichpflanze Verwendung findet, die China-Teichrose (N. sinensis, syn. N. shimadai) mit roten Narben und die japanische Berg-Teichrose (N. oguarensis), die derzeit in Mitteleuropa nicht kultiviert werden. Ihrer Eignung für kleinere Teiche würde das Sortiment bereichern, gerade bei Arten mit roter Blütenmitte.

Die Amis

Die Amerikaner sind große Arten und genetischen Untersuchungen zufolge untereinander sehr nahe verwandt. Die ursprünglichste Amerikanerin ist die Großblüten-Teichrose (N. polysepala) aus den nordwestlichen Staaten der USA mit üblicherweise 9, selten bis zu 14 Kelch- und roten Staubblättern. Für große Teiche wäre sie daher von Interesse, doch ist sie in Europa kaum erhältlich. Den Weg nach Europa noch nicht gefunden hat die Nördliche Teichrose (N. variegata) aus Kanada und den nördlichen USA, die unserer heimischen Art ähnlich sieht, nur sind die Kelchblätter innen rot. Auch die Kreisblatt-Teichrose (N. orbiculata) mit wirklich kreisrunden und daher seerosenartigen Blättern, und die Wärme liebende Meersalat-Teichrose (N. ulvacea) aus Florida, mit hauptsächlich Unterwasserblättern und nur wenigen länglichen Schwimmblättern, harren noch ihrer Einfuhr.

Eine weitere Art ist sehr selten im Aquaristikfachhandel erhältlich, nämlich die Pfeilblatt-Teichrose (N. sagittifolia). Ihre Schwimmblätter sind ca. viermal so lang wie breit oder länger. Die Unterwasserblätter können bei einer Breite von 5-8 cm 40 cm lang werden. Sie stammt aus den Küstenebenen der südöstlichen USA und ist daher Wärme liebend. Die kleinblütige Art bevorzugt recht geringe Wassertiefen von 40-100 cm, das Rhizom sollte aber nicht frieren. Diese Art ist auch für kleine Teiche geeignet.

Aufrechte Luftblätter sind charakteristisch für die Käfer bestäubte Sumpf-Teichrose (N. advena) aus dem Südosten der USA mit reingelben Blüten und die im selben Gebiet heimische Bienen bestäubte Rote Teichrose (N. ozarkana) mit innen dunkelroten Kelchblättern. Diese Arten wurden früher nicht unterschieden. Das Material, das in europäischen Gärten als N. advena zu finden ist, wurde noch nicht nachbestimmt, dürfte aber N. ozarkana oder eine Hybride der beiden sein, da auf den Photos eine Rotfärbung im Blüteninneren auffällt, die N. advena nicht haben dürfte. Beide Arten fallen etwas aus dem Rahmen, da sie bevorzugt als Sumpfpflanzen im seichteren Wasser (mind. 30 cm) wachsen und häufig ihre Unterwasserblätter verlieren. Sie sind Wärme liebend, aber nicht frostempfindlich wie N. sagittifolia.

Hybriden

Aus der Natur kennen wir zwei Hybriden: Die schon erwähnte N. x intermedia (N. lutea x N. pumila) und N. x rubrodisca (N. microphylla x N. variegata).
Erstere ist in Mitteleuropa die verbreitetste Sippe für kleinere bis mittelgroße Gartenteiche. Von ihr gibt es eine buntblättrige Sorte mit gelb marmoriertem Laub. Sie und die Seerosensorte ‚Arc-en-ciel‘ sind die einzigen variegaten Schwimmblattpflanzen für den Teich
N. x rubrodisca dürfte im Gegensatz zur vorigen weitgehend fertil sein, also Samen produzieren, da sie lange für eine Art gehalten wurde. Auch scheint sie in der Natur recht häufig zu sein. Das ist deswegen interessant, weil die Elternarten nur recht weitschichtig verwandt sind – die eine gehört als einzige Amerikanerin in die altweltliche Verwandtschaftsgruppe, und da wieder zu den moderneren zwergigen Arten, die andere ist eine waschechte Neuweltlerin. Diese Hybride ist auch deswegen interessant, weil sie von N. intermedia die rote Narbenscheibe und von N. variegata die innen etwas rötlichen Kelchblätter geerbt hat. Es wäre also wünschenswert, diese Hybride, die in den USA durchaus kultiviert wird, nach Europa zu importieren. Größenmäßig wäre sie ideal für Gartenteiche.

Züchtung?

Auf dem Sektor der Züchtung herrscht bei den Teichrosen tote Hose. Zu wenig vielfältig scheint die Gattung. Dabei gäbe es interessante Züchtungsziele: Kleine Sorten für kleinere Teiche mit roten (wie N. ozarkana im Inneren) oder nach rot umfärbenden Kelchblättern (wie ‚Rubrotinctus‘), die auch rote Staubgefäße (wie N. polysepala) und Narbenscheiben (wie N. microphylla) zeigen, evtl. mit vermehrter Kelchblattzahl, wie sie bei N. polysepala auftritt. Auch gefüllte Blüten wären prinzipiell vorstellbar. Einige Arten bergen das Potential in Richtung grünblütiger Sorten.

Gregor Dietrich bearbeitet die Familien der Seerosen- und Hornblattgewächse für die Floren von Österreich und Istrien.