Unsere Feldvögel brauchen Hilfe

Protestaktion von Rettet den Regenwald
„Allein in Deutschland sind seit 1990 mehr als eine Million Feldlerchen verstummt. Eine Entwicklung, die besorgniserregend ist.“ Das sagte in der letzten Juliwoche Prof. Beate Jessel, Präsidentin des Bundesamtes für Naturschutz (BfN). Gemeinsam mit dem Dachverband Deutscher Avifaunisten (DDA) stellte sie eine alarmierende Studie vor: Seit 1980 haben wir Europäer gut die Hälfte unserer heimischen Feldvögel verloren. Ganz oben auf der Liste stehen Rebhuhn, Feldlerche, Feldsperling, Kiebitz und Star.
Schuld ist laut BfN die Ausweitung landwirtschaftlicher Flächen – gefördert durch die Europäische Union. Doch Deutschland hat keinen Grund, sich hinter den EU-Bestimmungen zu verstecken. Die Bundesrepublik spielt die Vorreiterrolle beim Anbau von nachwachsenden Rohstoffen für energetische Zwecke. Das Erneuerbare Energien Gesetz (EEG) fördert die Verbrennung von Biomasse für Strom und Wärme. Um deren Anbau zu forcieren, wurden im EEG hohe Vergütungen für Energiepflanzen wie Silomais verankert.

Die Folge: In der heimischen Ackerlandschaft schießen die runden Tanks der Biogasanlagen wie Pilze empor, immer schneller und größer. Innerhalb von zehn Jahren wuchs ihre Zahl von 1.608 auf geschätzte 7.721 im Jahr 2012. In den Anlagen vergärt der Mais zu brennbarem Methangas. Als sogenanntes Biogas wird es in Blockheizkraftwerken verbrannt. Die Maismonokulturen bedecken schon 700.000 Hektar – insgesamt wurden 2011 knapp zwei Millionen Hektar Fläche mit Energiepflanzen belegt – fast 17 Prozent der deutschen Äcker.

Auf der Strecke bleiben die Feldvögel. Sie finden zwischen den Monokulturen keinen Schutz, keinen Nistplätz und kein Futter. Helfen Sie, den Biogaswahn zu stoppen.

Textdokumentation der Protest-E-Mail

An:
Bundeskanzlerin Angela Merkel, Bundesumweltminister Peter Altmaier, Bundeskanzleramt, Willy-Brandt-Straße 1, 10557 Berlin

Sehr geehrte Frau Merkel, sehr geehrter Herr Altmaier,

Ende Juli haben zwei neue Studien die Öffentlichkeit alarmiert: Die Organisation Bird Life International und der European Bird Census Council haben mit Unterstützung der EU-Kommission Europas Feldvögel gezählt und stellen fest: Unsere Ackerlandschaften haben mehr als die Hälfte aller dort heimischen Vögel verloren – insgesamt 300 Millionen Tiere. Schuld ist laut Bundesamt für Naturschutz die Ausweitung landwirtschaftlicher Flächen – gefördert durch Bundesregierung und EU.

Energiepflanzen für die Herstellung von Strom, Wärme und Kraftstoff spielen bei dieser Entwicklung eine entscheidende Rolle: Schon heute wachsen Mais, Raps und Stärkepflanzen auf zwei Millionen Hektar, also auf 17 Prozent der deutschen Ackerfläche. Und diese Monokulturen will Ihre Regierung auf bis zu vier Millionen Hektar ausweiten, um die gesteckten Klimaziele zu erreichen.

Doch Energiegewinnung aus Biomasse kann den Klimawandel nicht aufhalten. Im Gegenteil: Sie zerstört die Natur, schmälert die Artenvielfalt, verschärft den Hunger auf der Welt. Zu diesem Ergebnis kommt die Studie der Nationalen Akademie der Wissenschaften Leopoldina als bislang letzte in einer langen Reihe von Untersuchungen zu den weltweit verheerenden Folgen des massenhaften Biomasse-Anbaus. Bioenergie kann als nachhaltige Energiequelle für Deutschland heute und in Zukunft keinen quantitativ wichtigen Beitrag zur Energiewende leisten, so die Forscher.

Es ist Zeit, auf die immer zahlreicher werdenden Warnrufe der Wissenschaftler zu hören. Nicht nur bei uns wird für unseren Energiehunger die Natur zerstört, sondern weltweit. Denn ohne Importe lässt sich schon jetzt der Bedarf an Biomasse nicht decken. Die heimischen Quellen werden überschätzt.

Bitte berücksichtigen Sie, dass Biomasse in diesem Mix nichts zu suchen hat. Denn sie zerstört die Zukunft aller Lebenwesen der Erde.

Mit freundlichen Grüßen