Indien: Regenwald oder Bauxit für Aluminium

Protestaktion von Rettet den Regenwald
Es geht, wieder einmal, um Geld, viel Geld. Bauxit im Wert von rund drei Billionen US-Dollar bergen die Niyamgiri-Berge im indischen Bundesstaat Orissa im Osten des Landes, rund 1000 Kilometer südwestlich von Kalkutta. Hier lebt seit Jahrtausenden das Volk der Dongria Kondh. Die mit dichtem Regenwald bewachsenen Berge bilden eines der letzten Rückzugsgebiete für bengalische Tiger, Leoparden, asiatische Elefanten und Geckos. Die Nyiamgiri-Berge sind aber auch Heiligtum und kulturelles Zentrum der Dongria Kondh.

Der indisch-britische Bergbaukonzern Vedanta Resources betreibt seit 2008 am Fuße der Nyiamgari-Berge eine Aluminiumhütte und ein Kohlekraftwerk zur Energieversorgung. Die Umweltschäden sind immens: Qualm verpestet die Luft, hochgiftige Chemikalien und tonnenweise toxischer Schlamm verseuchen die Flüsse und das Wasser der Menschen. Hunderte Lkws rollen jeden Tag durch die engen Straßen der benachbarten Dörfer. Vergiftungen und Erkrankungen grassieren unter den Menschen.
Doch das ist erst der Anfang. Vedanta Resources will weite Teile der Wälder auf Nyiamgiri abholzen, um im Tagebau rund 73 Millionen Tonnen Bauxit zu gewinnen. Inzwischen liegt der Fall beim höchsten Gericht Indiens. Ein Entscheid soll kurz bevor stehen. Verschiedene Gutachten zeitigten widersprüchliche Ergebnisse. In den einen ist die Rede davon, das nur ein marginaler Teil des Gebietes betroffen sein, während andere von einer Katastrophe für Umwelt und Mensch sprechen. In Frage gestellt ist indes auch die Unabhängigkeit des Gerichtes. Die Provinzregierung treibt die Industrialisierung von Orissa rücksichtslos voran, auch mit massiver Gewalt. So wurden Ureinwohner, die gegen den Tata-Konzern protestierten, der ein Stahlwerk bauen will, von der Polizei mit Schüssen vertrieben. Eine ähnliche Eskalation wird nun auch in Nyiamgiri befürchtet.

Verschiedene internationale Investoren, unter ihnen die norwegische Regierung und mehrere Pensionsfonds, haben derweil ihr Urteil über Vedanta Resources gefällt und ihre Gelder abgezogen. Auch die britische Regierung geht hart mit der Firma ins Gericht. Vedanta habe die „Rechte der Dongria Kondh nicht respektiert“ und damit geltende OECD-Richtlinien verletzt.

Völlig ungerührt von dieser Kritik zeigt sich die Deutsche Bank. Sie hält nicht nur Anteile an Vedanta, sondern hat dem Konzern wiederholt zu finanziellen Anleihen verholfen, die letzte im Wert von 500 Millionen US-Dollar. Außerdem empfiehlt sie Vedanta-Aktien, die an der Frankfurter Börse binnen eines Jahres um 88 Prozent zugelegt haben, ausdrücklich als „top pick“ zum Kauf – Zynismus pur.
Konzernchef Josef Ackermann präsentiert derweil die Bank als grünes und soziales Vorzeigeunternehmen. Diverse internationale Standards und Selbstverpflichtungen in Sachen Nachhaltigkeit hat er unterzeichnet, ein purer Imagetrick, wie die Umweltschützer des Vereins Urgewald in der Studie „Deutsche Bank: Ein fragwürdiges Markenzeichen“ nachweisen. Die Deutsche Bank kooperiert danach mit Firmen, die Bürgerkriege anheizen und als Auftraggeber brutaler Sicherheitskräfte bekannt sind. Sie finanziert Konzerne, denen Komplizenschaft bei Massenvertreibungen und Terror gegen die Zivilbevölkerung vorgeworfen wird. Sie stört sich weder an Embargos der UN noch an dokumentierten Menschenrechtsverletzungen und massiver Regenwaldrodung.

Bitte schreiben Sie an den Vorstandsvorsitzenden der Deutschen Bank, Josef Ackermann.

Textdokumentation der Protestmail
An die
Deutsche Bank AG
Herrn Dr. Josef Ackermann, Vorstandsvorsitzender
Theodor-Heuss-Allee 70, 60262 Frankfurt am Main

Sehr geehrter Herr Dr. Ackermann,

ich bin schockiert darüber, das die Deutsche Bank Umweltzerstörer und Menschenrechtsverletzer wie den indisch-britischen Bergbaukonzern Vedanta finanziert.

Sie statten mit Finanzmitteln ein Bergbauunternehmen aus, das in Indien das Niyamgiri-Regenwaldgebiet zu roden plant, das Überleben Dutzender seltener Tier- und Pflanzenarten bedroht, Unmengen an Energie und Trinkwasser verbraucht, die Gewässer mit hochgiftigem toxischen Schlamm verseucht und die Lebensgrundlagen sowie Kultur der Ureinwohner vom Volk der Dongria Kondh zerstört.

Im Niyamgiri-Regenwaldgebiet entspringen zahlreiche Flüsse, die für die Wasserversorgung der Region von größter Bedeutung sind. Durch die geplanten Waldrodungen drohen diese zu versiegen bzw. durch den Bauxitabbau kontaminiert zu werden. „Das Menschenrecht auf Wasser ist unumgänglich, wenn Menschen in Würde leben wollen. Es ist eine Vorbedingung für die Verwirklichung anderer Menschenrechte“, erklärte der Ausschuss für wirtschaftliche, soziale und kulturelle Rechte der UN im Jahr 2002.

Ich bitte Sie deshalb sehr dringend, die Geschäftsbeziehungen mit Vedanta unverzüglich zu beenden und die Aktien auch nicht mehr zum Kauf zu empfehlen.

Ihr Unternehmen hat alle möglichen internationalen Standards und Selbstverpflichtungen in Sachen „Nachhaltigkeit“ unterzeichnet. Ökologische und soziale Verantwortung darf nicht nur werbewirksam auf dem Papier stehen, um Ihr Image aufzupolieren, sondern muss in die tägliche Geschäftspraxis umgesetzt werden.

Ich möchte Sie deshalb auffordern, für sämtliche Geschäftsaktivitäten Ihres Hauses verbindliche ökologische und soziale Richtlinien und Sektorstandards zu verabschieden, zu veröffentlichen und einzuhalten. Die Finanzierung von Umweltsündern wie Vedanta muss in Zukunft ausgeschlossen werden. Informieren Sie mich bitte umgehend über die von Ihnen eingeleiteten Reformsch