DHL: Wenn Paketzusteller zum Regenwaldzerstörer werden

Protestaktion von Rettet den Regenwald
10 Lkw der Deutschen Post DHL sind im Rahmen eines Feldversuchs seit einem Jahr auf deutschen Straßen unterwegs. Innerhalb von drei Jahren sollen die mit hydriertem Palmöl angetriebenen Laster 3,3 Millionen Kilometer zurückgelegt haben. Auf dieser Strecke (4.250 mal von Hamburg nach München) will DHL über 2.000 Tonnen CO2-Emissionen einsparen, und etwa 700.000 Liter Palmöl verbrennen. Der Haken dabei: Für den Anbau von Palmöl werden die Regen- und Torfwälder in Südostasien abgeholzt und abgefackelt und mit Monokulturen bepflanzt. Jeder einzelne Hektar Torf-Regenwald, der den Ölpalmplantagen weichen muss, setzt bis zu 3.452 Tonnen des Treibhausgases CO2 frei. Man müsste 423 Jahre lang Ölpalmen auf der gleichen Fläche anbauen, um mit „Biodiesel“ aus Palmöl das dort freigesetzte CO2 wieder einzufangen. Von CO2-Einsparung oder Nachhaltigkeit kann also keine Rede sein.

Hergestellt wird der Palmöl-Diesel vom finnischen Mineralölkonzern Neste Oil. Der Konzern baut gerade die weltweit größte Palmölraffinerie in Singapur und plant zwei weitere in Rotterdam und Finnland. Von dem südostasiatischen Stadtstaat ist es nur ein Katzensprung zu den Monokultur-Plantagen auf der malaysischen Halbinsel, Sumatra und Borneo. Dort kauft Neste Oil das benötigte Palmöl. Auf die steigende Nachfrage reagiert die Palmölindustrie mit neuen Plantagenflächen. Die IOI-Gruppe, die Neste Oil beliefert, hat schon über 150.000 Hektar vor allem auf Borneo gekauft. Die Regen- und Torfwälder wurden abgebrannt – und damit auch der Lebensraum der bedrohten Orang-Utan zerstört.

DHL trägt dazu bei, dass Neste Oil seinen Palmöl-Diesel als “klimafreundliches Öko-Produkt” auf dem europäischen Markt etablieren kann. Die Bundesregierung hat bereits einen Gesetzentwurf vorgelegt, der die Anerkennung von hydrierten Pflanzenölen vorsieht (Siebenunddreißigste Verordnung zur Durchführung des Bundes-Immissionsschutz­gesetzes – Verordnung zur Anrechnung bestimmter biogener Öle auf die Biokraftstoffquote). Für die neue Marke „NexBTL“ benötigt Neste Oil jährlich fast 2 Millionen Tonnen Palmöl. Das entspricht einer Fläche von 500.000 Hektar mit Ölpalmen – das ist die doppelte Fläche des Saarlands.

Rettet den Regenwald fordert die Deutsche Post DHL auf, ihren Feldversuch mit palmölbetriebenen Lkw abzubrechen und nicht weiter die Zerstörung des Regenwaldes in Südostasien zu fördern. Bitte unterstützen Sie unser Vorhaben mit einer E-Mail an die Deutsche Post DHL.

Die Pressemeldung zum Pilotversuch der Deutschen Post DHL finden Sie hier.

Textdokumentation der Protestmail

Deutsche Post DHL Deutschland
Dr. Frank Appel, Vorstandsvorsitzender
Deutsche Post AG Zentrale
53250 Bonn

Sehr geehrter Herr Appel,

mit größter Besorgnis habe ich erfahren, dass die Deutsche Post DHL seit einem Jahr 10 Lkw mit hydriertem Palmöl-Diesel betreibt.

Die Verwendung von Kraftstoffen, die aus Palmöl gewonnen oder damit angereichert werden, ist für mich kein nachhaltiger Klimaschutz. Der Regenwald, der größte CO2-Speicher der Welt, wird zerstört, damit Palmöl-Diesel industriell angebaut werden kann. Diese unwiederbringliche Zerstörung wiegt im krassen Missverhältnis zur beanspruchten Schadstoffreduktion auf deutschen Straßen. Für das Weltklima ist Palmöl eine Katastrophe.

Die Palmölindustrie steht seit Jahren wegen der Regenwaldrodung unter massiver internationaler Kritik. Dieses Problem klammern Sie und Ihr Geschäftspartner Neste Oil systematisch aus. Neste Oil bleibt der Öffentlichkeit jeden Beweis für seine Behauptung schuldig, dass der „Biodiesel“ zu hundert Prozent nachhaltig produziert sei.

Die malaysische IOI-Gruppe, die Neste Oil mit Palmöl versorgt, erweitert ihre Plantagen in Indonesien. Vor allem auf Borneo hat sie neue Konzessionen für über 150.000 Hektar gekauft, um die wachsenden Nachfrage von Neste Oil zu befriedigen. IOI hat riesige Regen- und Torfwälder gerodet und damit den Lebensraum von Menschen, Pflanzen und auch der bedrohten Orang-Utans zerstört.

Der Kauf von so genanntem „zertifizierten“ Palmöl ist für mich ein Etikettenschwindel. Das Industriesiegel „Runder Tisch für nachhaltiges Palmöl“ (RSPO) schließt beispielsweise die Rodung des bisherigen Waldes für neue Palmölplantagen in Regen- und Torfwaldgebieten nicht aus! Das ist nichts anderes als zertifizierte Regenwaldzerstörung. Der Palmölindustrie dient RSPO, um sich vor Kritik zu schützen und eine Nachhaltigkeit vorzutäuschen, die nicht gegeben ist.

Ich begrüße jede Initiative zur Vermeidung von CO2-Emissionen. Der von Ihnen eingeschlagene Weg bewirkt aber eindeutig das Gegenteil. Lassen sie sich nicht vor den Karren der Palmölindustrie spannen. Wenn Sie Ihr GoGreen Programm wirklich ernst nehmen, stoppen Sie sofort die Verwendung von Palmöl-Diesel. Ansonsten entpuppt sich GoGreen schnell als Verbrauchertäuschung und „Greenwashing“.

Mit freundlichen Grüßen