Umsetzung der Europäischen Wasserrahmenrichtlinie in SH – Beispiel Trave

Nachfolgend wird eine Pressemitteilung des NABU Schleswig-Holstein dokumentiert.

Gewässerexperten tagten in Reinfeld | Trave als Beispiel für die Umsetzung der EU-Wasserrahmenrichtlinie

Schleswig-Holsteins Gewässerschutz im Focus des NABU-Bundesfachausschusses

Neumünster, 16. Oktober 2007. Vom 12. bis 14. Oktober 2007 tagten auf Einladung des NABU Schleswig-Holstein 13 NABU-Gewässerschutzexperten aus dem gesamten Bundesgebiet in Reinfeld bei Bad Oldesloe, um sich vor Ort im Rahmen von Exkursionen und Gesprächen einen Eindruck von der Umsetzung der Wasserrahmenrichtlinie WRRL im nördlichsten Bundesland zu verschaffen. „Die Trave ist eines der bedeutendsten Gewässer in Schleswig-Holstein und damit auch ein weit über die Grenzen Schleswig-Holsteins hinaus interessantes Beispiel für die Chancen und Schwierigkeiten bei der Umsetzung der Europäischen Wasserrahmenrichtlinie in einem Bundesland“, fasste der Sprecher des NABU-Bundesfachausschusses „Lebendige Flüsse“, Rocco Buchta, das Ergebnis der Tagung zusammen.

Im Rahmen einer Exkursion entlang der Trave stellte Sabine Reichle vom NABU Reinfeld die Besonderheiten des Gewässers sowie die Möglichkeiten und Schwierigkeiten bei der weiteren Umsetzung der WRRL vor. Als Beispiel für eine gelungene, vorbildliche Maßnahme zur Wiederherstellung der Durchgängigkeit der Trave wurde die neue Sohlgleite unterhalb von Bad Oldesloe wahrgenommen, als Negativbeispiel hingegen die Unterhaltungsmaßnahmen an der mittleren Trave diskutiert, die nicht dem letzten Stand der naturschonenden Technik entsprechen. Hier wurde der Verbau von Prall- und die Wegnahme von Gleithängen kritisiert. Durch Einbringen von Strömungslenkern gäbe es hier viel wirkungsvollere und ökologisch sinnvollere Möglichkeiten, stellten die NABU-Gewässerexperten fest.

Die Mitglieder des Bundesfachausschusses hoben besonders positiv die verbandsübergreifende Zusammenarbeit mit BUND, WWF und LNV hervor, die von der Umweltlotterie BINGO! finanziell gefördert wird. „Eine derartige Zusammenarbeit bei der Begleitung der Umsetzung der WRRL durch die Naturschutzorganisationen wünschen wir uns auch in anderen Ländern“, so der NABU-Sprecher Rocco Buchta.

Bedauerlicherweise hat sich aber das Land Schleswig-Holstein von seiner bundesweit anerkannten Vorreiterrolle in der Umsetzung der WRRL verabschiedet und räumt zunehmend den Interessen der intensiven Landwirtschaft Vorrang ein. „Die Vorgehensweise des Landes frustriert immer mehr die vielen ehrenamtlichen Aktiven in den vor Ort tätigen Arbeitsgruppen, die viel Zeit, Engagement und Fachwissen investiert haben und dies noch immer tun“, so Carsten Pusch vom NABU Schleswig-Holstein, der für die NABU-Landesstelle Wasser das Experten-Treffen organisierte. Grundsätzlich habe man die Vorgehensweise des Ministeriums vor allem in Sachen Öffentlichkeitsbeteiligung immer begrüßt und unterstützt. Leider aber verliere die Umsetzung zunehmend an Dynamik. Besonders der stark gestiegene Anbau von gülleintensivem Biomasse- und Futtermais bringt neue Probleme für den Gewässerschutz mit sich. Der Umbruch von Grünland- und Niedermoorflächen bis in unmittelbare Gewässernähe ist sichtbares Zeichen der aufkommenden Gefährdung.

Zudem hat sich das Land bei der Umsetzung der WRRL sehr auf die Wiederherstellung der Durchgängigkeit der Gewässer konzentriert, da hier weniger Konflikte in der Region bestehen. Diese punktuellen Maßnahmen sind sicher im Sinne der Wasserrahmenrichtlinie. Die Aktivitäten dürften sich aber nicht darin erschöpfen. Die für viele Gewässer notwendigen flächenhaften Maßnahmen an den Gewässern zur Reduzierung von Nähr- und Schadstoffeinträgen werden dagegen meist zugunsten der Landwirtschaft zurückgestellt.

Auch in der Gewässerunterhaltung zeigten sich noch viele Defizite. Trotz manch guter Ansätze einiger Wasser- und Bodenverbände werden viele Gewässer immer noch unnötig intensiv unterhalten – Totholz, Steine oder Kies als wichtige Strukturen für wassergebundene Lebewesen fehlen ebenso wie Ufer begleitende Erlengehölze. Dabei gibt es eine Vielzahl von Möglichkeiten, durch eine reduzierte bis vollständig unterlassene Gewässerunterhaltung kostengünstige und bedeutende ökologische Verbesserung der Bäche und Flüsse zu erreichen.

Kontakt
Carsten Pusch, NABU-Landesstelle Wasser