Mieterbund Kiel kritisiert grünen Bürgermeister wegen Baumfrevel

Gerne dokumentiere ich den offenen Brief des Kieler Mietervereins. Nachdem die Kieler Parteien den Totalausverkauf des stadteigenen Wohnungsbestandes betrieben sind nun die Grünflächen dran – mit extrem schädlichen Folgen für Mensch und Natur. A.R.

Deutscher Mieterbund Kieler Mieterverein e.V.

Offener Brief an Bürgermeister Todeskino

Bäume in der Landeshauptstadt, Baumschutzsatzung

Sehr geehrter Herr Todeskino,
in der Arbeit des Kieler Mietervereins gibt es vielfältige Berührungspunkte mit denjenigen Ämtern, für die Sie zuständig sind. Dies betrifft typischerweise das Stadtplanungsamt, das Bauordnungsamt, das Umweltschutzamt und das Grünflächenamt. Die letzten Kontakte und Berührungspunkte mit Ihnen und den Ihnen unterstellten Ämtern waren leider durchweg unerfreulich. Dies begann mit Ihrer Lobpreisung der Neubebauung in der Moltkestraße,

wo sich die Mieterinnen und Mieter sowie der Mieterverein Ihre Unterstützung für den Erhalt preiswerten Wohnraums gewünscht hätten. Stattdessen mussten wir erleben, dass Ihr Amt schon im März 2008 die Genehmigung erteilt hat, den alten Baumbestand auf dem Grundstück von Firma Frank abzuhacken – zu einem Zeitpunkt, als es durchaus noch offen war, ob Firma Frank sich mit den Räumungsansprüchen überhaupt durchsetzen würde. Schon damals hat der Kieler Mieterverein Kritik geübt. Seines Erachtens hätte die Baumfällaktion – wenn überhaupt – erst dann genehmigt werden dürfen, wenn der Abriss unmittelbar bevorsteht.

Aber auch in der Kieler Altstadt ist es mit dem Baumschutz nicht weit her; in der Eggerstedtstraße stand vor dem ehemaligen Karstadt-Gebäude eine ganze Reihe von gut angewachsenen größeren Bäumen, die das eher trostlose Straßenbild spürbar belebt haben. Die Planung Ihres Hauses hat es zugelassen, dass auch diese Bäume abgehackt worden sind. In der düsteren Straßenschlucht, die nach dem Neubau entstanden ist, wird sich in Zukunft kein Baum mehr halten, abgesehen von der Tatsache, dass dafür auch kein Platz mehr ist.

Die jüngste Aktion in Sachen „Baumschutz“ hat etwas Deprimierendes: Die Straßenkreuzung Wall/Eggerstedtstraße wird aktuell neu gestaltet. Dort stand eine sehr gut angewachsene Eiche. Der Baum ist von den Nutzern des Bürogebäudes Eggerstedtstraße 1 – in dem auch der Mieterverein seinen Sitz hat – über Jahre liebevoll gehegt und gepflegt – in heißen und trockenen Sommern auch mit Wasser versorgt worden. In nicht einmal einer Stunde ist auch dieser Baum abgehackt und „entsorgt“ worden, obwohl es nach Lage der Dinge ohne weiteres möglich gewesen wäre, diesen so in die Planung einzubeziehen, dass er hätte erhalten werden können.

Eine Stadt, die die Bürger per Baumschutzsatzung zu Recht darauf verpflichtet, verantwortungsbewusst und sorgsam mit unseren Bäumen umzugehen, sollte nach Auffassung des Mietervereins mit gutem Beispiel vorangehen. Dies gilt umso mehr, wenn ein „grüner“ Dezernent für diesen Bereich verantwortlich zeichnet. Es wäre gut, wenn Sie dem in Zukunft mehr Rechnung trügen.

Jochen Kiersch