Biosphärenreservat Rhön besser schützen

Quelle: NABU Hessen

NABU: Auf Bundesstraße „B87 neu“ verzichten und Kernzonen vergrößern

Der Präsident des Naturschutzbundes Deutschland (NABU), Olaf Tschimpke, hat das Land Hessen aufgefordert, die Ziele des Biosphärenreservates Rhön ernster zu nehmen. Dem Bau der Bundesstraße B87neu müsse „ein für alle Mal eine Absage erteilt werden“. Diese Landschaftszerstörung stehe im „völligen Widerspruch“ zum in der Rhön angestrebten Landschaftsschutz.

Auch mahnte der NABU-Präsident die schnelle Nachmeldung von ungenutzten Naturschutzzonen an. „Wir wollen kein zweites Dresden!“, so Tschimpke. Dort hatte die Unesco vor zwei Wochen den Weltkulturerbe-Status aberkannt, weil ein Brückenbau begonnen wurde. In der Rhön droht der Verlust der Unesco-Anerkennung des Biosphären-reservates, weil seit 18 Jahren die Ausweisung von drei Prozent der Fläxche als Kernzonen mit freier Naturentwicklung immer noch unvollständig ist.

Am Montag besuchte der NABU-Präsident auf seiner Sommerreise das Biosphärenreservat gemeinsam mit Vertretern des NABU Hessen. Ausgehend von Tann machte er sich dabei ein Bild über den geplanten Landschaftseingriff der Bundesstraße von Fulda nach Meiningen. Dabei begrüßte er, dass das „Land der offenen Fernen“ bewusst von Windkraftanlagen freigehalten wurde. Hier plane das Land im wahrsten Sinne des Wortes „weitsichtig“. Zwar müssten die regenerativen Energien deutlich ausgebaut werden, dennoch liege es in der Verantwortung der Landesplanung auch in einigen Bereichen das ungetrübte Landschaftserlebnis ohne weithin sichtbare technische Bauwerke zu erhalten. Mit Unverständnis reagierte der NABU-Gast aus Berlin deshalb auf die Pläne einer neuen Bundestraße. Es könne ja wohl nicht „modellhaft“ sein, neue Straßen durch die sensibelsten Landschaften zu bauen.

Biosphärenreservate sollen Modelllandschaften für nachhaltige Entwicklung sein. Sie sollen sich also deutlich von der „Normallandschaft“ unterscheiden und Vorbild sein. Dazu gehört auch die Ausweisung von Kernzonen für eine natürliche Entwicklung – ohne menschliche Einflüsse. Diese Naturzonen sollen nach Unesco-Vorgaben drei Prozent der Gesamtfläche einnehmen. Nach 18 Jahren hat aber das Land Hessen in der Rhön immer noch nicht ihre Hausaufgaben gemacht. „Die Kernzone wurde mit der Auflösung des Naturschutzgebietes Haderwald im letzten Jahr sogar um über 1000 Hektar immens verkleinert“, so Tschimpke.

Die Auflösung des Schutzgebietes fand bisher ohne Ersatz statt. Der NABU hatte vom Umweltministerium Ersatzgebiete gefordert, denn diese Naturentwicklungsgebiete sind nicht nur für die Rhön wichtig, sondern auch für ganz Hessen. Geeignet wären die Waldgebiete Suhl bei Motzbach (385 Hektar), eine Erweiterung des Schutzgebietes Breiter Berg (auf 200 Hektar), Landecker Berg (619 Hektar), Wanfried Ost (912 Hektar) und die Hessische Schweiz (175 Hektar). Die Unesco hat für die Nachmeldung von Kernzonen ein Ultimatum bis 2013 gestellt. Dass sie bei einer Verweigerungshaltung auch Konsequenzen ziehe, zeige die Blamage von Dresden, so Tschimpke.

Weitere Station war das NABU-Haus am Roten Moor. Hier bietet der NABU gemeinsam mit der Sport- und Kulturgemeinschaft Gersfeld, dem Landkreis Fulda und der Stadt Gersfeld seit 2004 Informationen für die Sommer- und Wintergäste der Rhön an. „Das Haus am Roten Moor hat sich zu einem beliebten Anlaufpunkt für die Rhön-Besucher entwickelt“, so Marco Dorndorf, stellvertretender Landesvorsitzender des NABU Hessen. Im letzten Jahr hatte die Einrichtung mit regionalem Brotzeitangebot bereits rund 30.000 Besucher. Der NABU möchte damit die Naturschutzziele den Menschen nahe bringen. Gleichzeitig engagiere er sich als „Anwalt für die Rhön“ in der Landespolitik, um die Schönheit der Region zu erhalten, so Dorndorf.

NABU-Präsident Tschimpke zeigte sich beeindruckt von der guten Zusammenarbeit von Naturschützer, Sportlern und Verwaltung. Das Land solle das Engagement der Region unterstützen, nicht durch falsche Landesplanungen konterkarieren. Die Ernsthaftigkeit solle das Land dadurch beweisen, dass es die Verwaltung des Biosphärenreservats, wie andere Länder auch, direkt dem Umweltministerium unterstelle, und keiner nachgeordneten Behörde.