Blaudolde, Trachymene coerulea

Pflanze des Jahres 2002: Trachymene coerulea, Blaudolde oder Hügelie
vorgestellt von der ÖGG

Autor: Gregor Dietrich und Helmut Reisenberger

Einst populär, dann in Vergessenheit geraten und jetzt aus gegebenem Anlass wieder entdeckt: Die Hügelie. Der heute korrekte Name ist Trachymene coerulea. Ein weiteres Synonym, das immer wieder in der Literatur und sogar in aktuellen Katalogen auftaucht ist Didiscus caeruleus.

Der Name Huegelia stammt von H.G. Reichenbach, der im Jahr 1828 ein prächtig blühendes Exemplar von Carl v. Hügel, der im Jahr zuvor die Gründung der Österreichischen Gartenbau-Gesellschaft angeregt hatte, erhalten hatte. In den zwanziger Jahren des 19. Jahrhunderts züchtete der ÖGG-Gründer in seinen Gewächshäusern in Wien Hietzing bereits eine beachtliche Anzahl exotischer Pflanzen. Sein besonderes Interesse galt den so genannten Neu-Holländern, wie damals die Flora Australiens bezeichnet wurde. Die meisten dieser einst beliebten Zierpflanzen vom fünften Kontinent sind längst vom europäischen Markt verschwunden und harren ihrer Wiederentdeckung.
Die Hügelie wurde aus gutem Grund zur Pflanze des Jahres 2002 gewählt. So soll im Jubiläumsjahr – 175 Jahre Österreichische Gartenbau-Gesellschaft – der Initiator und Gründer dieser Institution besonders gewürdigt werden.

Der Naturstandort
Während seiner siebenjährigen wissenschaftlichen Reise um die halbe Welt sollte Carl v. Hügel seiner Pflanze eindrucksvoll wieder begegnen: An Bord der Fregatte "Alligator" erreichte er nämlich am 27. November 1833 die der westaustralischen Küste vorgelagerte, winzige Insel Rottnest Island. Und ausschließlich hier ist der Naturstandort der Hügelie. Sie wächst unter widrigen Bedingungen bei Temperaturen von bis zu 44 °C. Fast ständig von salzigen Sturmböen umtobt liegt sie da am Boden und nur die schönen blauen Blütendolden stehen aufrecht. Dadurch ist sie eine ziemlich widerstandsfähige Kulturpflanze, die sich in Australien unter dem Trivialnamen "Rottnest Island Daisy" großer Beliebtheit erfreut.

Wuchsform
In Kultur ist die Blaudolde eine aufrecht wachsende, einjährige Blume mit einer Wuchshöhe von bis zu 70 cm. Die weichen Blätter sind markant gelappt bis zierlich gefiedert und werden bis zu 10 cm lang. Die sehr kleinen Einzelblüten sind kräftig blau und stehen in einer halbkugeligen Dolde von bis zu 6 cm Durchmesser. Auch die roten Fruchtstände bieten einen dekorativen Anblick. Die Blütenstände sind gute Schnittblumen.

Kultur
Die jährlich aus Samen gezogene Trachymene stellt an das Substrat keine besonderen Ansprüche, verlangt aber gute Drainage, da sie Staunässe missbilligt. Ein hoher Sandanteil und neutraler bis leicht saurer Boden werden bevorzugt. Bewässert wird durchschnittlich. Bezüglich Düngung besteht kein besonderer Bedarf, fallweise Verabreichung von Eisen und Magnesium wird aber mit gesunder Blatt- und kräftiger Blütenfarbe belohnt. Mehrfacher Rückschnitt fördert die Verzweigung und die Ausbildung vieler Blütendolden. Bei uns kann die Hügelie im Garten ausgepflanzt oder im Topf gezogen werden. Sie eignet sich auch gut für Fenster- bzw. Balkonkistchen. Für den Erhalt kompakter Pflanzen in Topfkultur wird sie vom Gärtner gestaucht. Im Frühjahr oder Frühsommer ausgepflanzt ist sie ein Dauerblüher bis zu den ersten Frösten.
Das Substrat sollte leicht, sandig-lehmig, also mineralisch und nicht humos sein.

Anzucht
Wer die Pflanze selbst aus Samen ziehen will, sollte sie ab März vortreiben, in Töpfe pikieren und im Mai mit Ballen ins Freie setzen. 20 – 30 cm Abstand sind optimal. Zwar liebt die Pflanze saures Anzuchtsubstrat, vermeiden Sie aber aus Natur- und Umweltschutzgründen die Verwendung von Torf. Humoses Substrat ist ohnehin nicht optimal.

Verwandtschaft
Trachymene gehört zur Familie der Doldenblütler (Apiaceae, syn. Umbelliferae). Diese Familie ist bekannt durch aromatische, oft giftige Pflanzen. Die Blüten sind meist weiß, manchmal gelb oder rosa. Blau ist eine für Doldenblütler sehr ungewöhnliche Blütenfarbe. Wichtige VertreterInnen der Familie sind Angelika, Anis, Dill, Fenchel, Karotte, Kerbel, Koriander, Kümmel, Liebstöckel (Maggikraut), Meisterwurz, Pastinak, Petersil, Schierling, Sellerie.

Namensgeschichte
Huegelia Rchb.: Dieser Gattungsname wurde leider ein halbes Jahr zu spät publiziert und Didiscus hat hier Priorität. Inzwischen wurde aber erkannt, dass diese australische Doldenblütlergattung nicht eigenständig ist, sondern zu Trachymene zu zählen ist.

Ökologisches
Die Familie der Doldenblütler ist Pollen- und Nektarspender für Arten sehr vieler verschiedener Insektengruppen. Da die Blüten sehr unspezifisch sind, können sehr kleine bis recht große Arten an den Nektar herankommen. An den Blättern vieler Arten fressen die Raupen des seltenen Schwalbenschwanzes – ob sie auch auf Trachymene gehen ist uns bisher nicht bekannt.

Bezugsquellen
In Kooperation mit der ÖGG wird bellaflora die Art 2002 österreichweit als getopfte Ware im Programm haben.

Saatgut der Sorte ‚Himmelblau‘ werden von Ernst Benary Samenzucht GmbH, Pf 1127, D-34331 Hann. Münden, http://www.benary.de/ produziert.

Saatgut auch für Privatkunden gibt es bei:
Samen Eifler
Petersplatz 11
1010 Wien

Samen und Pflanzen der Wildform sind erhältlich bei:
Gartenbau Reisenberger
Teichfeldgasse 6
2332 Hennersdorf