Protestaktion beim Spatenstich zum Zentralbad in Kiel

Protestaktion beim Spatenstich zum Zentralbad in Kiel
Protestaktion beim Spatenstich zum Zentralbad in Kiel
Gestern fand auf dem Gelände des Zentralbades in Kiel-Gaarden der symbolische Spatenstich statt. „Normale“ Bürgerinnen und Bürger waren zu diesem Festakt annähernd nicht erschienen. Im wesentlichen traf sich ein kleiner Haufen der politisch Verantwortlichen und Profiteure des Vorhabens. SPD, CDU und Grüne hatten ihre Spitzen geschickt. Die Landeshauptstadt scheute keine Mühe und Kosten für diesen PR-Termin und baute nicht nur ein unbenutztes Rednerpult unter einem Pavillon auf. Es gab auch ein Festzelt mit belegten Brötchen, Sekt und Säften. Wahrscheinlich dachte man, falls da überhaupt drüber nachgedacht wird, dass rund zehntausend Euro für ein paar Zeitungsfotos gut angelegtes Geld sind angesichts des Finanzdesaters des Kieler Pleitebades.

Albig im Regen
Albig im Regen
Schon in der Planungsphase stiegen die Kosten von rund 17 auf rund 27 Millionen Euro bei gleichzeitiger Einschränkung des Leistungsumfanges des Bades. Gut gelaunt und galant kommentierte Ministerpräsident Albig die Steuergeldverschwendung mit den Worten, dass das Bad ja ein bischen teurer geworden sei. Er reagierte damit auf ein 25 Meter langes Transparent, dass u.a. die Verbrennung der Steuermillionen, die Zerstörung der Kieler Bäderlandschaft und die Naturvernichtung, die das Zentralbad bedeutet kritisierte. Die kleine Protestaktion forderte auch den Erhalt des Kieler Freibades Katzheide. So ist sein OB-Versprechen, dass die Gesamtkosten 17 Mio Euro nicht übersteigen sollen, dann wohl eher ein Versprecher gewesen.

Albig übergibt Förderbescheid Zentralbad
Albig übergibt Förderbescheid Zentralbad
Besondere Freude bereitete dem Ministerpräsidenten die Übergabe des Förderbescheides des Landes von gut 10 Millionen Euro. Selbstverständlich spielte aber Widerspruch zu dem finanziell, ökologisch und sozial unschönen Projekt keine Rolle. Alle feierten sich und die anderen Anwesenden ab für diesen neuen Meilenstein. Kein Wort zur Zerstörung einer der biodiversesten Flächen Kiels mit wichtiger Biotopverbundfunktion für die Innenstadt, kein Wort zur Zerstörung der Kieler Bäderlandschaft, aktuell zur geplanten Schließung von Katzheide.

Albig verstieg sich irrender Weise sogar zu der Behauptung, dass das Zentralbad ein besonders gelungenes Beispiel für die Beteiligung von Bürgern gewesen sei. Als ehemaliger Oberbürgermeister der Landeshauptstadt hätte er es besser wissen können: Die Kinder- und Jugendbeteiligung fand in einem hochmanipulativen Setting statt, dass Kinder von der Teilnahme sogar schon im Vorfeld ausschloss. Bei der Bürgerbeteiligung war dies nicht notwenig: Sie fand nämlich gar nicht statt. Statt fand die gesetzlich vorgeschriebene Öffentlichkeitsbeteiligung nach dem bundesdeutschen Baurecht – mit dem Ergebnis dass sämtliche Anregungen von Bürgerinnen, Umweltgruppen usw. verworfen wurden. Dass für den Erhalt von Lessinghalle (mittlerweile geschlossen) und Freibad Katzheide (akut von Schließung bedroht) tausende Menschen unterschrieben, Kundgebungen abhielten u.a.m. und diese Anliegen dann komplett von SPDcduSSWfdpGRÜNE ignoriert wurden, das war wohl das Besondere an den Demokratiewochen, die der jetzige Ministerpräsident als Oberbürgermeister in Kiel abhielt. Surreal wirkte auch die Äußerung von Albig, dass das Gebäude ihn an den Weißen Hai erinnere.

Albig, Kämpfer und Todeskino beim Spatenstich zum Zentralbad
Albig, Kämpfer und Todeskino beim Spatenstich zum Zentralbad

Bürgermeister Todeskino wollte beim Ideenwettbewerb um die beste Realsatire nicht nachstehen und hielt eine glühende Rede zum geplanten Kosten-Controlling beim Zentralbad. Trotzdem erhielt er nach längerer Beratungspause der Kampfrichter nur den zweiten Platz. Abgeschlagen musste sich Oberbürgermeister Kämpfer mit Bronze begnügen. Aber da Kiel monentan vom olympischen Geist beseelt ist, gab es keine Rangeleien und nur faire Verlierer.

Das Spatenstich-Foto kann vielleicht als Sinnbild für die Orientierungslosigkeit der Kieler Kommunalpolitik genommen werden: Alle blicken irgendwo hin – nur nicht in die gleiche Richtung. Manche lächeln dabei. Und: Dabei sein ist alles!