Kiel: Massive Kritik am Waldkonzept des grünen Bürgermeisters

Peter Todeskino weint nach eigener Bekundung um jeden gefällten Baum
Peter Todeskino weint nach eigener Bekundung um jeden gefällten Baum
Unser oberster Baumschützer und Bürgermeister Peter Todeskino versucht zum zweiten Mal den Wald- und Baumschutz in Kiel nachhaltig zu beeinträchtigen durch sein sogenanntes „Waldkonzept“.
NABU Kiel und Arbeitsgemeinschaft Fledermausschutz (AGF) üben daran in einer Pressemitteilung zur Beschlussvorlage 0314/2013, Betreff: Waldkonzept heftige Kritik:

Der Ratsversammlung Kiel liegt eine Beschlussvorlage zum Thema Waldkonzept vor. In der Beschlussvorlage sind weitreichende Ziele hinsichtlich der zukünftigen Waldbewirtschaftung der Kieler Stadtwälder festgelegt. Die Arbeitsgemeinschaft Fledermausschutz Kiel (AGF) und der Naturschutzbund Deutschland e.V. Ortsgruppe Kiel (NABU) kritisieren sowohl die fehlende Bürgerbeteiligung bei einer für Kiel so wichtigen Entscheidung als auch die im Wesentlichen wirtschaftliche Ausrichtung des Konzeptes.

Die AGF und der NABU fordern daher ein Umdenken der Verantwortlichen und eine Waldentwicklung, die sowohl dem Naturschutz als auch der Naherholung oberste Priorität gibt.
Konkret geht es dabei um folgende Punkte:


– Wälder erfüllen viele wichtige Funktionen in unserem Landschaftshaushalt. Sie beeinflussen entscheidend Klima und Wasserhaushalt, schützen den Boden tragen zur Förderung der Artenvielfalt bei und sie sind für die Kieler Bürgerinnen und Bürger sehr bedeutend als Naherholungsraum. Der Kieler Wald ist Kommunalwald und ist daher ein „Bürgerwald“. Damit sollte es selbstverständlich sein, dass bei weitreichenden Weichenstellungen auch die Bürger mit beteiligt werden.

– Der Kieler Wald ist in weiten Teilen als ökologisch äußerst wertvoll einzustufen. Die naturschutzfachlichen Kriterien in der Beschlussvorlage sind daher als völlig unzureichend einzustufen. Sollte die Vorlage tatsächlich so beschlossen werden, würde es zu einem verstärkten Holzeinschlag vermehrt auch in den Altholzbeständen kommen und der Wald würde sowohl in der ökologischen Funktion als auch der Naherholungswirkung stark beeinträchtigt werden.

– Die geforderte Zertifizierung nach FSC wird schon seit längerer Zeit kritisiert. Die darin geforderten naturschutzfachlichen Standards sind so niedrig, dass in Kiel ein Großteil des Altbaumbestandes und viele der Habitatbäume gefällt werden dürften.

– Die in der Beschlussvorlage geforderten 20 % Nullnutzungsflächen beziehen sich nur auf Dauerwaldflächen. Als Dauerwaldfläche werden laut Forsteinrichtung nur 61,5 ha ausgewiesen, d.h. nur rd. 12 ha bzw. nur 1 % des gesamten Kieler Waldes würden demnach als Nullnutzungsfläche dienen. Die Flächen sind viel zu klein, um überhaupt für den Arten- und Biotopschutz relevant zu sein. Bei der Ausrichtung der Waldnutzung wird der Schwerpunkt auf die Bewirtschaftung durch Holzeinschlag gelegt. Dabei werden aber die langfristigen Folgen und damit auch die ökonomischen Nachteile ignoriert bzw. nachfolgenden Generationen als Last der heutigen
Kurzsichtigkeit aufgebürdet. Die hohen langfristigen Kosten sind zwar nur schwer bezifferbar, aber durchaus bekannt, wie z.B. durch die Klimaerwärmung (wenn Wald als CO2-Senke fehlt), Verlust der Biodiversität oder durch den Anstieg von Krankheiten (wenn Wald z.B. als Feinstaubfilter fehlt). Die Stadt Kiel hat in der Vergangenheit bereits eine Reihe von Beschlüssen gefasst, die in die richtige Richtung hin zum Naturschutz weisen. So ist Kiel dem Klimabündnis sowie dem Verein „Kommunen für biologische Vielfalt“ beigetreten und hat bereits 2006 ein Waldentwicklungskonzept beschlossen, in dem festgeschrieben steht: „Der Wald hat in Kiel an erster Stelle die Erholungsfunktion zu erfüllen“ und „Rund 27 % des Kieler Waldes hat die Funktion eines Biotopschutzwaldes.“ Diesen Beschlüssen muss nun der Kieler Stadtrat Taten folgen lassen.

Die Arbeitsgemeinschaft Fledermausschutz und der Naturschutzbund Deutschland fordern daher folgende Maßnahmen:

Naturwald
Die aus ökologischer Sicht wertvollsten Waldbereiche sind zukünftig komplett aus der forstwirtschaftlichen Nutzung zu nehmen und als Naturwaldparzellen ihrer natürlichen Entwicklung zu überlassen. Dadurch wird auch dem Naherholungsaspekt ein größerer
Stellenwert eingeräumt.
Somit wären zur Förderung des Arten- und Biotopschutzes nach unserer Erhebung etwa 230 ha Naturwaldflächen auszuweisen. Das sind rd. 20 Prozent der gesamten Kieler Waldfläche (die einzelnen Flächen sind im Anhang des ökologischen Waldkonzeptes dargestellt).

Schonwald
Alle übrigen Waldflächen in Kiel sind als sog. Schonwald („naturnah bewirtschafteter“ Waldteil, gemäß Forsteinrichtung) so zu bewirtschaften, dass sie sich naturnah entwickeln können. Dabei sind die Grundsätze des Prozessschutzes zugrunde zu legen, d.h. die Bewirtschaftung muss so stattfinden, dass die natürlichen Prozesse des Waldes weitgehend ungestört ablaufen können. Von den Naturschutzverbänden anerkannte Vorgaben wie mindestens (60-)80 m3/ha Totholz, Verbleib von mindestens 20 Habitatbäumen/ha sowie gänzlicher Verzicht auf Rückegassen und Auslesedurchforstung sind dabei umzusetzen.

Quelle: WIR in Kiel