Kieler Umland: Stellungnahme BI unbelastetes Trinkwasser zur Veranstaltung des Wasserverbandes

BI für unbelastetes Trinkwasser. Bildrechte bei der BI - www.kupferfrass.de
BI für unbelastetes Trinkwasser
Stellungnahme der Bürgerinitiative für unbelastetes Trinkwasser zum Ergebnis der Informationsveranstaltung des Wasserverbandes Rumohr am 25.10.2012

Aus unserer Sicht hatte die Veranstaltung inhaltlich Höhen und Tiefen. Sie lief, trotz des durchaus emotionalen Themas, aber insgesamt sehr vernünftig und fair ab.

Zum Vortrag von Herrn Dr. Ostendorp

Zu dem insgesamt informativem Vortrag von Herrn Dr. Ostendorp bleibt festzuhalten, dass wir hinsichtlich der korrekten Anwendung des Messverfahrens „UBA 2004“ gänzlich anderer Auffassung sind als er – und zwar nach Rücksprache mit dem Umweltbundesamt selbst. So, wie Herr Dr. Ostendorp das Verfahren angewendet sehen möchte, entbehrt dem Verfahren die wissenschaftliche Basis, denn es wurde in einem anderen Kontext erarbeitet, erprobt und wissenschaftlich ausgewertet, als er das dargestellt hat. Dies ist ein wichtiger Streitpunkt, weil diese Diskussion direkt in den nächsten Wochen für die noch geplanten 30 Wasserproben relevant wird und daher sehr brisant ist.

Interessant war auch, dass insgesamt nicht nur 29 Wasserversorger (wie von der Landesregierung im Februar berichtet), sondern offenbar – ungefähr, so genau legte er sich nicht fest – 60 Wasserversorger betroffen sind.

Zum Kurzvortrag von Herrn Lembrecht

Den Ausführungen des Herrn Amtsdirektors Lembrecht, der Wasserverband habe die Verbraucher immer korrekt informiert – später nochmals von Herrn Harder (dem Verbandsvorsteher) zugespitzt, man habe die Hausbesitzer im Jahr 2002, als das Kupferproblem dem Verband [spätestens] bekannt geworden war, AUSDRÜCKLICH informiert, sind wir entgegengetreten und haben dazu ein Gutachten der Kanzlei Prof. Dr. Gabriel & Partner (Kiel) vorgelegt, das belegt, dass der Wasserverband seinen Informationspflichten NICHT ausreichend nachgekommen ist und dass der Wasserverband daher (als Folge dieses Versäumnisses) mindestens eine Teilhaftung für alle Kupferinstallationen trägt, die in den Jahren 2001 bis 2011 (als Neubauten oder Umbauten) vorgenommen wurden. Wie Herr Lembrecht zutreffend erläutert hat, wurden die Verbraucherinformationen zu Beginn des Jahres 2012 auf unser Betreiben hin umfassend überarbeitet. Wir erkennen umgekehrt lobend an, dass der Wasserverband uns hier sehr kooperativ und konstruktiv einbezogen hat.

Zum Vortrag von Herrn Wulschner

Den medizinischen Vortrag von Herrn Wulschner möchten wir hier inhaltlich nicht kommentieren (wobei es ja schon interessant ist, dass ein angeblich nicht existierendes Problem einen deutschen Namen hat: „German childhood cirrhosis“); sein Bemühen um sachliche Darstellung haben wir jedenfalls erkannt. Aus unserer Sicht war Herr Wulschner allerdings nicht nur als Arzt, sondern auch als Vertreter der Aufsichtsbehörde des Wasserverbandes anwesend. Seiner Angabe, dass das Wasserwerk im Jahr 2009 überprüft worden sei, werden wir daher nachgehen, ebenso, wie wir erfragen werden, was dort geprüft wurde und was nicht. Aus unserer Sicht sind dort nämlich diverse eklatante Missstände, die den einschlägigen Vorschriften und Normen widersprechen, vorhanden, die das Gesundheitsamt hätte erkennen müssen und die der Wasserverband bereits seit vielen Jahren hätte abstellen müssen (u.a. vorschriftswidrige Brunnen, die gegen die Regeln des DVGW-Arbeitsblattes W122 verstossen – also gegen die Normen, die Herr Dr. Baldauf so lobte).

Zum Vortrag von Herrn Dr. Baldauf

Eindeutig am schwierigsten für uns war die Rede von Herrn Dr. Baldauf, dessen fachvokabel-gespickten, aber mit großer Überzeugung vorgetragenen Vortrag vermutlich viele von uns nicht vollständig verstanden haben. Manche seiner Aussagen waren für uns direkt nachvollziehbar und korrekt, andere nicht. Wir werden diese Punkte jetzt von anderen Wissenschaftlern gegenchecken lassen. Sobald uns diese Ergebnisse vorliegen, werden wir dazu berichten. Dank der Aufzeichnung der Veranstaltung vom Offenen Kanal Kiel können wir die Aussagen Satz für Satz überprüfen, sobald dies ausgestrahlt wird.

Eigentlich lenkt sein Vortrag aber vom Wesentlichen ab: Das Wasser ist korrosiv für Kupfer, die Grenzwerte der Trinkwasserverordnung werden (richtig gemessen) IMMER überschritten und – aus unserer Sicht falsch gemessen – immerhin in der Hälfte der Fälle überschritten, wie er ja auch zwischendurch vortrug.

Die Quintessenz des Vortrages von Herrn Dr. Baldauf ist: Er ist gegen eine Entsäuerungsanlage; die Zugabe Phosphat (wenn von uns gewünscht), wäre aus seiner Sicht das geeignete Mittel, um die Kupferlöslichkeit zu reduzieren; davon aber abgesehen ist er gegen jedwede andere Maßnahme: Die Kupferlöslichkeit soll so bleiben, wie sie ist. Die Möglichkeit, den Wasserversorger zu wechseln, die er in seinem Gutachten benennt, erwähnte er im Vortrag dagegen nicht.

Wesentliche Ergebnisse der anschließenden Fragerunde:

1. Das erste wichtige Ergebnisse der Fragerunde war aus unserer Sicht, dass Herr Dr. Baldauf die Beantwortung der Frage, wie lange es dauern würde, bis den Rohre verkalken und der Frage, ob sie überhaupt verkalken, wenn man eine Entsäuerungsanlage einbaut, verweigerte.

In seinem Gutachten steht, dass der hohe TOC-Gehalt eine Kalkabscheidung vermutlich verhindert („inhibiert“, wie er sich ausdrückt). Die Berichterstattung der Bürgermeister und Gemeinderäte, eine Entsäuerungsanlage würde zu einer Verkalkung der Wasserrohre führen, ist daher falsch. Bestätigt wurde, dass eine Erhöhung des pH-Wertes die Kupferlöslichkeit reduziert. Herr Dr. Baldauf bezweifelt allerdings, dass eine Erhöhung von 7.3 auf 7.5 dafür ausreicht. Herr Dr. Ostendorp informierte, dass 7.8 als sicherer Wert gilt, wenn der TOC-Gehalt so hoch ist, wie bei uns. Wir haben darauf hingewiesen, dass der pH-Wert nach unseren Messungen aber 7.1 beträgt – gemittelt über unsere täglichen Messungen über derzeit acht Monate, während sich Herr Dr. Baldauf nur auf eine einzige Stichprobenmessung bezieht.

2. Ein weiteres Ergebnis der Fragerunde war, dass die Kupferausschwemmungen aus den Trinkwasseranlagen bei uns in den Klärwerken der Gemeinden zu Klärschlamm führen, der als Giftmüll entsorgt werden muss, was die Entsorgung äußerst teuer macht. Dies wurde vom Wasserverband und von Herrn Dr. Ostendorp bestätigt. Wir bezahlen diese Entsorgungskosten über hohe Abwassergebühren – dies ist dem niedrigen Wasserpreis in Rumohr gegenüber zu stellen.

3. Und schließlich wurde bekannt gegeben, dass DIE BÜRGERMEISTER der Gemeinden festlegen, welche Häuser in ihren Gemeinden beprobt werden sollen und welche nicht. Dazu hat zwar der TZW Mindestvoraussetzungen vorgegeben, doch soll die Auswahl allein bei den Bürgermeistern liegen – die nicht zwingend als fachkompetent in dieser Frage gelten müssen. Wir protestieren dagegen und verlangen ein transparentes Verfahren: Bürger sollen sich bei den Bürgermeistern freiwillig melden. Alle Meldungen werden daraufhin überprüft, ob sie den TZW-Voraussetzungen genügen. Und dann muss eine ZUFÄLLIGE STICHPROBE aus diesen Bewerbern gezogen werden – über ein Losverfahren, das wir als Bürgerinitiative mit bezeugen möchten.

Als direktes Ergebnis dieser Informationsveranstaltung werden wir unsere Forderung nach einer Entsäuerungsanlage nochmals auf den Prüfstand stellen. Wir wollen die Angaben von Herrn Dr. Baldauf überprüfen und wir wollen dabei auch die Ergebnisse der von ihm vorgeschlagenen Untersuchungen und des von ihm und seinen Kollegen vorgeschlagenen Versuchsaufbaus im Wasserwerk berücksichtigen.

An unserem Ziel halten wir aber fest: Wir wollen, dass aus unseren Wasserhähnen jederzeit gesundes Trinkwasser herauskommt – so wie es in den umliegenden Gemeinden auch der Fall ist. „Ablaufenlassen“ kann man kleinen Kindern nicht beibringen. Außerdem wollen wir ein Wasser, mit dem wir unsere Kupferleitungen problemlos betreiben können. Dass Kupferleitungen bei dem heute vom Wasserverband Rumohr gelieferten Wasser UNZULÄSSIG sind, ist unstrittig – das hat die Informationsversammlung ebenfalls eindeutig ergeben. Und dass unsere Häuser dadurch an Wert verlieren, wird zwar bestritten, ist aber genauso offenkundig: Den Wert der Häuser bestimmen nämlich die Käufer – und die werden die Sanierung der Häuser verlangen. Diese Sanierungskosten mindern den Wert unserer Häuser – um 20-50T€.

Auf unserer nächsten Mitgliederversammlung (die im November stattfinden wird), werden wir darüber beraten, ob wir überhaupt noch darüber nachdenken wollen, wie man das Wasserwerk in Rumohr erhalten könnte und wie man dieses Wasser so verändern könnte, damit unsere Ziele erreicht werden: Denn es gibt die direkt benachbarten Wasserversorger in Kiel und Bordesholm, die WIRKLICH EINWANDFREIES Wasser liefern – auch aus unserer Sicht. Und der Wechsel des Wasserversorgers wäre für uns Hauseigentümer die preiswerteste, schnelleste und einfachste Lösung!

An unserem Ziel halten wir fest – aber es gibt vermutlich noch einfachere und schneller zu realisierende Maßnahmen.

Quellen: Bürgerinitiative für unbelastetes TrinkwasserWIR in Kiel