Kiel-Friedrichsort – ein Stadtteil steht auf – die KN schläft…

Nachfolgend wird ein Leserbrief an die „Kieler Nachrichten“ (KN) dokumentiert. Leider wurde er nicht veröffentlicht. Das ist Programm bei den KN – New Labour ist dort Mainstream. Gehört eben der SPD. Alles was nicht passt wird verschwiegen oder geradegeschrieben. Die KN nutzt dabei schamlos ihre Monopolstellung aus.
Hintergrund: In Kiel-Friedrichsort gibt es zwei Aufreger: Grüffkamp und Redoute. Private Investoren wollen dort bauen – Landschaftsschutz und Kleingärten egal…
Konkret hat die Frau eines Ortsbeiratsmitglieds ein potentielles Baugrundstück gekauft und plopps beschliesst der OBR eine Bebauung. Korruption? Nicht doch, nicht in Kiel und nicht in Deutschland. Nach Sicht der LH Kiel ist Korruption in Ortsbeiräten gar nicht möglich (siehe dazu auch Windkraft in Meimersdorf), weil das ein Gremium ist, das nicht entscheidet (tschuldigung für die extrem verkürzte Rechtsdarstellung). Jedenfalls lehnen sich Bürgerinnen und Bürger gegen die Obrigkeit auf und schon kommt der nächste Skandal: Die OBR-Vorsitzende Wellendorf diskreditiert eine Unterschriftensammlung, die deutlich machte, dass viele Menschen in Friedrichsort die Zerstörung der Grünflächen ablehnen. Jedenfalls gehts hoch her in Fiedelör – inklusive Hausdurchsuchung bei einem vermeintlich militanten Kleingärtner.

All das findet man in den Kieler Nachrichten nicht – deswegen freue ich mich ein bischen Gegenöffentlichkeit durch die Veröffentlichung hier schaffen zu können.

In Kiel werden demokratische Grundprinzipien mit Füßen getreten und Bauvorhaben auf höchster Ebene abgesprochen.

Ich bin mit mehreren Bürgern in Friedrichsort aktiv in der Bürgerinitiative gegen die geplante Bebauung. Ich selber lebe in unmittelbarer Nachbarschaft zur Redoute mit meiner Freundin und zwei Kindern. Mein Nachbar freut sich über die tollen Tobe- und Spielmöglichkeiten mit seinen Kindern, ein anderer Nachbar kann hinten aus dem Haus heraus mit seinem im Rollstuhl sitzenden Kind auf die Redoute gehen. Die Redoute ist eine gemeinschaftlich und für den Stadtteil wertvolle Grün- und Bewegungsfläche. Das wird alles mit einer Bebauung zunichte gemacht. Am 01. Dezember wird das Thema der Bebauung im Bauausschuss der Stadt Kiel beraten. In der kommenden Ratssitzung kann dann bereits über die Bebauungspläne abgestimmt werden.

Richtig ist, dass 85 % der über 1250 unterschriebenen Personen aus Friedrichsort kommen, 14 % aus Kiel und nur 1% aus anderen Regionen. Niemand ist von uns überrumpelt worden oder unter Verwendung falscher Angaben, dass die Linden weichen müssten, überredet worden zur Unterschrift. Dass die denkmalsgeschützten Linden laut einem Gutachten *auf gar keinen Fall* den Abtransport des Erdreiches überstehen würden, wurde aber in keinem Satz erwähnt. Dazu liegt ein Gutachten des Naturschutzbundes, Ortsgruppe Kiel vor.

Richtig ist auch, dass den AWO-Kindergartenmitarbeitern durch die OBR-Vorsitzenden Birgit Wellendorf, die selber den AWO-Kindergarten jahrelang geleitet hatte, gesagt wurde, sie, bekämen dann auch eine größere Spielfläche, falls die Bebauung durchkäme,in Wirklichkeit soll aber dort eine Mauer bzw. sollen die Garagen errichtet werden, damit die neu zugezogenen Hausbesitzer nicht durch Kinderlärm zu sehr gestört würden. Richtig ist, dass die Ankündigung der letzten ORB-Pries/Friedrichsort am 05. Oktober erst 2 Tage vorher und dann auch nur phasenweise und kaum einsehbar am Kulturladen Leuchtturm aushing.

Richtig ist, dass wir rüde beschimpft wurden von Ortsbeiratsmitgliedern, wie Herrn Schorner oder Herrn Scholtysik und uns gedroht wurde, dass sie uns des Saales verweisen würden und uns undemokratische Vorgehensweisen vorgeworfen wurden. Herr Schorner unterbrach die Redebeiträge der Bürger durch Lachen, Unterbrechungen und Aufstehen. Andere lachten, wenn ernstzunehmende Wortbeiträge gebracht wurden.

Richtig ist, dass im Protokoll zur ORB-Sitzung vom 07. September 2011 die Teilnehmerzahl mit nur 120 Personen angegeben wurde. Laut Zählung des anwesenden Schulleiters waren aber mindestens 220 Bürger/innen in der Fritz-Reuter-Schule. bestätigen kann das auch der Hausmeister der Schule, mit dem ich mich außerhalb der Mensa unterhalten hatte, weil wir keinen Platz mehr bekamen.

Richtig ist auch, dass anscheinend der Ort, der Kulturladen Leuchturm bewusst gewählt wurde, weil dort kaum 30 Menschen Platz fänden, damit wir nicht so viele werden können. Dennoch haben sich weitere 20 im Vorraum aufgehalten, alte Menschen und Frauen mit Kindern mussten stehen.

Richtig ist, dass für eine ordentliche Bürgerbeteiligung auch den Bürgern Zeit gegeben werden muss, ihre Argumente vernünftig vorzubringen, wir müssten aufgeklärt werden, dass wir auch einen Gegenantrag stellen dürfen.

Das ist alles nicht geschehen, „wir“ sehen hier, dass im Schweinsgalopp das Vorhaben umgesetzt werden soll. Es befindet sich bereits im Bauausschuss, falls dort zugestimmt wird, kann bereits in der kommenden Dezember-Sitzung der Rat dafür stimmen. Das bedeutet, dass innerhalb eines viertel Jahres eine ordentliche Bürgerbeteiligung nicht gewährleistet werden kann.

Richtig ist, dass dem ORB-Pries-Friedrichsort ein privater Investor, der bereits am 07. 09. mit im Publikum saß, bekannt ist. Der ORB hat aber ausgesagt und die Friedrichsorter Bürger belogen, dass es noch keinen Investor gebe.

Aus vertrauenswürdigen Aussagen eines Kleingarten-Pächters wurde uns aber bei einer Begehung mit dem NABU mitgeteilt, dass der Investor schon seit längerem plane, die Redoute mit Garagen und Bungalows zu bebauen. Dazu hat er sich auch den historischen und denkmalsgeschützten Zuweg gesichert. Die Zufahrt wurde zeitweise verbotenerweise von ihm abgesperrt. Auch fürchten einige der Mieter der Wohnungen Repressalien durch diesen Vermieter, wenn sie sich weiter in der Bürgerinitiative engagieren.

Sind hier schon Angebote an die Stadt abgegeben worden? Richtig ist, dass in einer Studie von 1987 “Alt-Friedrichsort. Damals und heute”, hrsg. vom Landesamt für Denkmalpflege SH und vom Baudezernat der LHKiel – Stadtplanungsamt, Dezember 1987 die Fläche der redoute zumindestens als erhaltungswürdige zu Alt-Friedrichsort gehörende Fläche bezeichnet hat – Laut Vorwort handelt es sich um ein städtebauliches Gutachten für den B-Plan 758 (Teilbereich Alt-Friedrichsort), der seinerzeit das Ziel hatte, “die Erweiterungsabsichten eines Friedrichsorter Großbetriebes mit städtebaulichen Anforderungen zu koordinieren.”

Außerdem hat die LHKiel 1990 die “Erhaltungssatzung Alt-Friedrichsort und ehemalige Festung Friedrichsort” beschlossen. §2 dieser Erhaltungssatzung bestimmt: “Zur Erhaltung der städtebaulichen Eigenart des Gebietes aufgrund seiner städtebaulichen Gestalt bedarf der Abbruch, die Änderung oder Nutzungsänderung sowie die Errichtung baulicher Anlagen im Geltungsbereich dieser Satzung der Genehmigung” (durch das Stadtplanungsamt). Die „Festung Friedrichsort von 1631, das alte Lazarett (jetzt Schule-die Lernwerft) und die „Garnisonskirche von 1875“ sind unter Denkmalsschutz gestellt worden. Die alte Laboratoriums-Redoute, um die es sich hier handelt, steht in unmittelbaren Zusammenhang mit diesen Gebäuden. So wurde sie von 1870-1875 nachweislich auch für Gottesdienste für die etwa 750 in Friedrichsort lebenden Soldaten und Zivilisten genutzt.

Es baut ja auch niemand auf den Wallanlagen hinter dem Wikinger-Museum in Haithabu oder?

Richtig ist, dass ein Ortsbeiratsmitglied die bauwürdigen Gebiete in Friedrichsort auf die Tagesordnung des ORB hat setzen lassen, weil seine Frau ein Grundstück im Grüffkamp seit 2010 besitzt.

Wir haben uns mit dem NABU, der Ortsgruppe Kiel getroffen, nur die denkmalsgeschützten Bäume müssten erhalten bleiben. Es stehen aber noch mindestens 12 weitere größere Bäume dort, regelmässig werden Spechte, Uhu (!) und sogar Fledermäuse gesichtet. Es sei nach der Aussage der NABU-Leute nicht möglich, eine 20m-Zone um
diese beiden denkmalsgeschützten Linden herum zu schützen, ohne bei der geplanten Wegepflasterung und dem geplanten 30cm-Austausch des angeblich belasteten Bodens das weitreichende Wurzelwerk der Linden zu beschädigen.
Und daher ist eine Fällung aufgrund einer Beschädigung ebenfalls nicht ausgeschlossen. In keinster Weise wurden die Stadtteilstudie vom Stadtplanungsamt Kie und
die Studie zu Alt-Friedrichsort vom Landesamt für Denkmalspflege, sowie vom Baudezernat der Landeshauptstadt Kiel/Stadtplanungsamt von 1986 und 1987 erwähnt, in denen ausdrücklich mehrere Massnahmen vorgesehen werden, „die die Funktion als Bürgerpark verstärken soll. Es wird eine Idee der Landschaftsplaner aufgegriffen, den Grundriss des ehemaligen Munitions- und Laboratoriumslagers als Hecke nachzupflanzen; die Freiräume könnten als Freilicht-Industriemuseum Verwendung finden und die fussläufige Verbindung zwischen Koloniestrasse und An der Schanze könnte effektiver gestaltet werden.“ Insgesamt wurde in der Studie von 1987 der Verlust sehr historisch bedeutsamer Gebäude und Hofflächen bemängelt.

Wir würden sie daher bitten, nach dem Prinzip der unabhängigen Presse- und Meinungsfreiheit unsere Darstellung zu veröffentlichen.
Zahlreiche Leserbriefe unsererseits sind bisher von den KN nicht veröffentlicht worden.
Wir haben wegen der Vorgehensweise des Ortsbeirates einen 4-seitigen Beschwerdebrief an den Oberbürgermeister und an die Stadtpräsidentin gesendet.

Vielen Dank für ihre Unterstützung.

K. L.
E. G.
T. K.
C. A.
C. S.
U. R.
I. B.

(Namen sind mir bekannt – ich habe sie aus Datenschutzgründen gekürzt. Bei den UnterzeichnerInnen des Leserbriefes handelt es sich ausschliesslich um BürgerInnen, die in Kiel-Friedrichsort leben)