Amazonas: Staudämme bedrohen indigene Völker und Regenwälder

Protestaktion von Rettet den Regenwald

Über 3.000 Indigene sind in Gefahr – und mit ihnen ihr Lebensraum: der Regenwald am Rio Madeira. Damit dort zwei Mega-Staudämme entstehen können, müssten Dorfgemeinschaften umgesiedelt werden. Darunter auch vier bisher unkontaktierte Gemeinschaften. Auf diese Notlage macht „Survival International“ aufmerksam und ruft zu Protestschreiben an Brasiliens Präsident Lula da Silva auf. Rettet den Regenwald e.V. unterstützt diese Aktion, zum Schutz der Menschen und des Regenwaldes.

Am 3.400 Kilometer langen Rio Madeira sind zwei Staudämme geplant: Santo Antonio soll 3.150 Megawatt und Jirdau 3.300 Megawatt liefern. Die beiden Projekte kosten rund 12 Milliarden Euro. Die Konzessionen sind bereits verteilt, die Vorbereitungsarbeiten sind gestartet. Ab Dezember 2011 soll Santo Antonio ans Netz gehen, Jirau ab 2013. Allein für Santo Antonio muss eine Fläche von 271 Quadratkilometern überflutet werden. Alternativen zum Bau neuer Kraftwerke wurden bei der Planung ebenso wenig berücksichtigt wie die Meinung der betroffenen Bevölkerung. Die indigene Gemeinschaften haben ihre Ablehnung des Projektes deutlich gemacht. Denn für sie steht alles auf dem Spiel: Ihr Lebensraum würde überschwemmt und 3.000 Menschen müssten zwangsweise umgesiegelt werden.

Die Rodungen und Straßenbauten in bisher unberührten Gebieten bringen vielfältige Gefahren mit sich. Gerade zurückgezogene, indigene Völker sind von dem Eingriff in ihren Lebensraum existenziell bedroht. Ihr Immunsystem kennt Krankheiten wie Grippe oder Masern nicht, die durch Arbeiter zu ihnen getragen werden. Wenn der Regenwald er schlossen und geflutet wird, verlieren die Indianer ihre Lebensgrundlagen. In den betroffenen Gebieten gibt es vier Gemeinschaften, die in selbst gewählter Isolation von der Außenwelt leben. Ihre Kultur würde für immer zerstört.

Der Regenwald und seine Dorfgemeinschaften werden dem Profitstreben und der Gier nach mehr Energie für die Wirtschaft des Landes geopfert. Selbst eine negative Umweltverträglichkeitsprüfung konnte das Fortschreiten des Projekts nicht verhindern. Die brasilianische Regierung entließ kurzerhand leitende Beamte und zerschlug die bis dato kritische Umweltbehörde (IBAMA). Berechtigte Zweifel am Sinn des Projekts sind nicht gewünscht. Dabei entzieht die Zerstörung des Regenwaldes beim Bau der Staudämme den Wasserkraftwerken die Grundlage zur Stromproduktion. Forscher sagen für Amazonien Dürren und Trockenheit voraus, wenn das Tempo der Zerstörung beibehalten wird. Ohne Regenwald bleibt also das Wasser für die Wasserkraftwerke aus.

Schreiben Sie eine E-Mail an den brasilianischen Präsidenten Lula da Silva. Wenn die Rechte der Indigenen geschützt werden, hilft dies auch dem Regenwald am Amazonas.

Textdokumentation der deutschen Übersetzung der Protestmail

An Herrn Luiz Inácio Lula da Silva, Präsident von Brasilien

Sehr verehrter Herr Präsident,

ich bin sehr über den Bau der Santo Antônio und Jirau Staudämme im Bundesstaat Rondônia im Amazonas besorgt.

Das Bauprojekt bedroht mehrere Gruppen unkontaktierter Indigener. Einige von Ihnen leben nur 10 – 13 km vom Jirau Damm entfernt und mussten scheinbar kürzlich aus dem Gebiet fliehen.

Das Land der unkontaktierten Gruppen wird abgeholzt werden und Außenstehende werden dort eindringen und Krankheiten einschleppen.

Isoliert lebende Indianer haben keine oder nur geringe Abwehrkräfte gegen eingeschleppte Krankheiten. Kontakt bedroht deshalb das Überleben dieser Gemeinschaften, wie es an anderer Stelle schon oft geschehen ist.

Die Blockade der Flüsse wird ihre einzigartige biologische Vielfalt gefährden und die Bewegung von Fischen behindern. Dies wiederum wird die Lebensgrundlage von tausenden Indigenen und anderen Menschen gefährden, die vom Fisch und dem sauberen Flusswasser abhängen.

Wenn die Dammprojekte voranschreiten, werden neue Straßen gebaut werden, die einen Zustrom von Holzarbeitern, Minenarbeitern, Siedlern und Landbesetzern in das Gebiet bringen. Durch die Abholzung des Waldes werden die Jagd- und Fischgründe zerstört, von denen die Indigenen zum Überleben angewiesen sind.

Die indigene Bevölkerung ist so gut wie nicht in die Planung für die Dämme miteinbezogen worden. Dies verletzt brasilianisches und internationales Recht.

Ich bitte Sie, den Bau der Santo Antonio und Jirau Dämme zu unterbrechen, bis die indigene Bevölkerung ihre freie, vorherige und informierte Zustimmung gegeben hat und bis das Land der unkontaktierten Gemeinschaften rechtlich anerkannt und geschützt wird.