Braunschweig: 60.000 Bäume stehen VW-Flughafenausbau im Weg

Protestaktion von Rettet den Regenwald
Der Querumer Wald bei Braunschweig mit seinem zum Teil über 200 Jahre alten Eichen und Hainbuchen ist ein wertvolles Vogelschutzgebiet. Im niedersächsischen Raumordnungsgesetz ist es als “Vorranggebiet für ruhige Erholung in der Natur und Landschaft” ausgewiesen. Viele seltene und bedrohte Tierarten wie Spechte und Fledermäuse sind dort beheimatet.

Trotz aller positiver Ausweisungen des Querumer Waldes könnte er schon in wenigen Wochen vernichtet werden. Das Oberverwaltungsgericht Lüneburg hat die Landebahnverlängerung am Flughafen Braunschweig/Wolfsburg jüngst bewilligt. Wird sie umgesetzt, werden 60.000 Bäume gefällt. Mehrere Bürgerinitiativen und die Braunschweiger NABU-Ortsgruppe hoffen jedoch, den Kahlschlag durch den Gang vor das Bundesverwaltungsgericht noch abwenden zu können.

Für den überwiegenden Flugverkehr ist die bestehende Start- und Landebahn in Braunschweig vollkommen ausreichend. Von einer Verlängerung würden hauptsächlich zwei Firmen profitieren: Volkswagen und das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR). VW-Manager würden sich mit einer verlängerten Startbahn einen Zwischenstopp bei Langstreckenflügen sparen. Das DLR könnte auf einer längeren Start- und Landebahn Testflüge unter Volllast umsetzen. Die Wissenschaftler erhoffen sich damit eine verbesserte Forschung im Bereich der Hochauftriebstechnik. Das DLR könnte allerdings für diese Flüge problemlos auf die Flughäfen in Hannover oder Magdeburg ausweichen – zumal pro Jahr mit nur rund fünf Testflügen unter Volllast zu rechnen ist. Auch die VW-Manager aus Wolfsburg müssten sich für einen Non-Stop-Langestreckenflug nur 61 Kilometer nach Hannover oder 90 Kilometer nach Magdeburg bewegen.

Für die Braunschweiger Flughafen GmbH hätte eine Verlängerung der Landebahn den Nebeneffekt, dass der Flugverkehr erheblich ausgeweitet werden könnte. Dadurch würden die umliegenden Stadtteile mit erhöhten Schadstoffemissionen und Fluglärm belästigt – und das auch nachts in unbegrenztem Ausmaß. Denn für den Regionalflughafen Braunschweig sind 6 Nachtflüge über 76 Dezibel erlaubt, unterhalb von 76 Dezibel gibt es keine Limitierung. Das ist einmalig in ganz Deutschland und könnte das Flugaufkommen bedrohlich in die Höhe schnellen lassen – spätestens wenn der Mehrheitsgesellschafter des Flughafenbetreibers Volkswagen heißt. Der Autobauer soll bereits 35 Prozent der Betreibergesellschaft besitzen. Weitere 17 Prozent – und damit die Mehrheit – könnten durch den geplanten Verkauf der Anteile der Stadt Braunschweig an VW hinzukommen.

Braunschweiger Bürgerinitiativen und die NABU-Ortsgruppe kämpfen seit über sechs Jahren für den Erhalt des Querumer Waldes. Um den Kahlschlag zu verhindern, wollen sie weitere juristische Schritte einleiten und das Bundesverwaltungsgericht anrufen. Rettet den Regenwald ruft mit einer Mailaktion zur Unterstützung auf, damit das lokale Engagement nicht an Fahrt verliert. Schicken Sie eine Protestmail zum Erhalt des Querumer Waldes an den VW-Konzern und das DLR.

Textdokumentation Protestemail

An: Stephan Grühsem, VW Leiter Kommunikation, Dr. Gerhard Prätorius, Leiter Koordination CSR und Nachhaltigkeit, Prof. Dr.-Ing. Johann-Dietrich Wörner, Vorsitzender des Vorstands, Sabine Göge, Leiterin DLR-Kommunikation

CC: Christian Wulf, Ministerpräsident Niedersachsen und Mitglied im VW-Aufsichtsrat

Sehr geehrte Herren Grühsem, Dr. Prätorius und Prof. Dr. Johann-Dietrich Wörner,
Sehr geehrte Frau Göge,

auf Ihr Bestreben hin droht dem Querumer Forst am Braunschweiger Flughafen die Vernichtung von 60.000 Bäumen. Für mich ist nicht nachvollziehbar, dass 90 Hektar dieses besonderen Schutzgebietes weichen müssen, damit VW-Mitarbeiter von dort ohne Zwischenlandung zu Langstreckenflügen starten und das DLR einige wenige Testflüge pro Jahr unter Volllast durchführen können. Beide können leicht auf die nahegelegenen Flughäfen in Hannover (61 Kilometer) und Magdeburg (91 Kilometer) ausweichen.

VW wirbt für den neuen Polo mit den Worten: „Ich bin gerne im Grünen – und das will ich auch morgen noch sagen können.“ Ich bitte den Volkswagen-Konzern, seine eigene Werbung ernst zu nehmen und sein Handeln danach auszurichten.

Der Querumer Wald ist für Menschen und Tiere in der Region Braunschweig unverzichtbar. Nicht umsonst ist er ein zweifach ausgewiesenes europäisches Schutzgebiet. Ihre Pläne werden den Wald zerstören.

Die bestehende Landebahn ist für den bisherigen Flugverkehr vollkommen ausreichend. Ich appeliere an Sie, Ihren Teil zum Schutz der Umwelt und der Lebensqualität der örtlichen Bevölkerung beizutragen. Ich bitte Sie, Ihre Initiativen zur Verlängerung der Start- und Landebahn zu stoppen.

Mit freundlichen Grüßen