Keine Ableitung des Sao Francisco Flusses in Brasilien

Nachfolgend wird eine geringfügig gekürzte und veränderte Protestaktion von Rettet den Regenwald e.V. dokumentiert.

Der 3.000 km lange São Francisco Fluss gilt als die Lebensader Nordostbrasiliens. Als einziger ganzjährig Wasser führender Fluss durchquert er die Trockengebiete des Landes. In seinem Einzugsbereich leben etwa 12 Millionen Menschen. Für 32 indigene Völker ist das Flusstal die Heimat. Die Auswirkungen des Mammutprojekts für Mensch und Natur sind gravierend. Entgegen internationaler Konventionen und der brasilianischen Verfassung wurde die Bevölkerung nicht über das Projekt konsultiert. Die Regierung gibt vor, mit dem Projekt die Wasserversorgung der Bevölkerung zu verbessern, doch Wasserleitungen zu den Dörfer sind innerhalb des Projekts gar nicht budgetiert. Bereits 2006 hat die nationale Wasserbehörde ANA effektivere und deutlich günstigere Alternativen für das monumentale Projekt aufgezeigt. Die dezentrale Wasserversorgung könnte die Bevölkerung in der sonnigen Region viel besser sichern.

In den letzten Jahren hat sich in Brasilien ein breites Widerstandsbündnis gegen die Flussumleitung gebildet, das auch prominente brasilianische Persönlichkeiten unterstützen. Der brasilianische Bischof Luiz Cappio, dem wegen seines Einsatzes zum Erhalt des São Francisco der Kant-Weltbürger-Preis im Mai in Freiburg verliehen wurde, ist ihre Symbolfigur. Die Menschen kritisieren das Entwicklungsmodell der brasilianischen Regierung. Am Oberlauf des São Francisco haben bereits vor Jahren fünf große Staudämme den Wasserlauf des Flusses verändert. Riesige bewässerte Plantagen und eine ungeheure Degradierung der Region waren die Folge: Die Uferwälder wurden zugunsten riesiger Soja-, Zuckerrohr- und Eukalyptus-Monokulturen abgeholzt. Viele Quellflüsse sind ausgetrocknet, der Fluss versandet, Schädlingsbekämpfungsmittel und sanitäre Abwässer vergiften das Wasser und bedrohen die Fische. Das Land konzentriert sich nun in den Händen weniger Großgrundbesitzer, der Zugang zum Wasser wurde monopolisiert, die lokale Nahrungsmittelproduktion und Märkte gehen zugrunde und vergrößern durch Landflucht das Elend in den Städten. Mit der Flussableitung drohen sich die Konflikte dramatisch zu verschärfen.

Zahlreiche von dem Großprojekt betroffene indigene Völker haben gemeinsam mit Umwelt- und Menschenrechts- und kirchlichen Gruppen und Universitäten die Kampagne „Indigene Völker verteidigen den Sao Francisco Fluss gegen die Ableitung“ organisiert. in einer aktuell vorgelegten Studie haben sie die Auswirkungen und Verletzungen ihrer Rechte durch das Projekt untersucht. Die Menschen bitten darum, die nachfolgende Petition zur Durchführung öffentlicher Konsultationen und Bearbeitung der von der Justiz seit Jahren verschleppten gerichtlichen Klagen gegen das Projekt an das Oberste Bundesgericht in Brasilien zu senden.

Die Deutsche Übersetzung des Schreibens befindet sich hier.