Umweltschützer warnen vor EnBWs russischem Expansionskurs

Nachfolgend wird eine geringfügig gekürzte und veränderte Pressemitteilung von urgewald dokumentiert.

Russische Umweltschützer protestieren gegen Pläne des Energieversorgers EnBW, mit der Rosatom-Tochter „Inter RAO“ zu kooperieren. Am 20.April berichteten die russischen Wirtschaftszeitungen RBC Daily und Gazeta, dass EnBW und Inter RAO einen Kooperationsvertrag unterschrieben haben. Sie fürchten, dass das erste Kooperationsprojekt ein Atomkraftwerk in Kaliningrad werden könnte, für das Inter RAO einen westlichen Investor sucht.

Die russische Umweltorganisation Ecodefense protestiert anlässlich der Hauptversammlung von EnBW am 23. April in Kaliningrad. Ihr Mitarbeiter Vladimir Slivyak erklärt: „Die Mehrheit der Kaliningrader ist strikt gegen den Bau eines Atomkraftwerkes. Ein AKW wäre gefährlich, teuer und wird nicht benötigt. Tatsächlich wird gerade ein neues Gaskraftwerk gebaut, das den Strombedarf der Region abdecken wird. Darüber hinaus gibt es in der Region ein großes Potenzial für Windenergie. Die Atomindustrie jedoch will Strom in die EU verkaufen und die Kaliningrader mit dem radioaktiven Müll sitzen lassen. Unsere Steuerzahler müssen Jahrhunderte lang für die Lagerung zahlen und bekommen im Gegenzug nur das Risiko von Atomunfällen und radioaktiven Lecks.“

Auch die deutsche Umweltorganisation urgewald rügt die Aussicht, dass sich EnBW an dem Kaliningrader AKW beteiligt. „Wenn EnBW dort einsteigt, gesellt sich der Konzern damit zu den verantwortungslosen Energiekonzernen wie RWE oder E.ON, die mit ihren Investitionen in AKW in Bulgarien, Rumänien oder auch England Gefahrenexport und Sicherheitsdumping betreiben wollen. Das ist unverantwortlich“, erklärt urgewalds Energieexpertin Regine Richter.

Der russische Atomkonzern Rosatom plant in Kaliningrad den Bau von zwei 1200 MW Reaktoren (Typ WWER-1200). Das Petersburger Atomenergoprojekt Institut soll die Anlage designen und Energoatom den Bau ausführen. Um das Projekt zu finanzieren und langfristig den Strom in die EU verkaufen zu können, sucht Rosatom ausländische Investoren, die 49% der Kosten übernehmen sollen. Am 17. April unterzeichneten die Rosatom-Tochter Inter RAO und EnBW einen Kooperationsvertrag, zu dessen Projekten das baltische AKW gehören kann.