Bedrohung und Schutz des Eisvogels

Nachfolgend wird eine geringfügig gekürzte und veränderte Pressemitteilung des NABU dokumentiert.

Symposium zum Vogel des Jahres 2009 in Aschaffenburg

Am 28. März trafen sich in Aschaffenburg 70 Ornithologen und Naturfreunde aus ganz Deutschland und der Schweiz anlässlich seiner Wahl zum Vogel des Jahres 2009 zu einer gemeinsam von ANL, NABU und LBV organisierten Eisvogel-Fachtagung. Die Teilnehmer waren von den Vorträgen begeistert und nahmen viele neue Erkenntnisse mit nach Hause.

Die Teilnehmer wurden von Ludwig Sothmann, Vorsitzender des LBV, begrüßt. Er hob dabei den Eisvogel als Symbol des intakten Fließgewässers hervor und betonte die Notwendigkeit angesichts von 25.000 Querbauwerken in Bayerns Flüssen und Bächen, auf weitere Verbauungen zu verzichten. Helmut Opitz, Vizepräsident des NABU, zeigte auch anhand von Briefmarkenmotiven aus zahlreichen Ländern die Popularität des Eisvogels auf, die ihn zu einem idealen Botschafter der naturschutzpolitischen Forderungen für den Schutz der Fließgewässer macht.

Ulrich Lanz vom LBV stellte in faszinierenden Bildern das Leben des Eisvogels dar und konnte auch mit überraschenden Fakten aufwarten. Wer wusste schon, dass junge Eisvögel sich nicht wie andere Jungvögel um den besten Platz zur Futterübergabe durch die Eltern balgen? Sie rücken jedes Mal einen Platz vor bis sie dran sind und stellen sich dann wieder hinten an.

Dr. Achim Zedler, NABU Gießen, präsentierte langjährige Kartierungsergebnisse und hat festgestellt, dass Eisvögel ihr Revier meist auch außerhalb der Brutzeit ganzjährig nutzen. Er gab zudem die Empfehlung ab, Kanuverleihern Informationsmaterial für Freizeitpaddler zur Verfügung zu stellen, damit sich diese in Eisvogelrevieren richtig verhalten.

Dass dies nötig ist, bestätigte Frank Göken, der im niedersächsischen Landkreis Oldenburg i.R. seiner Diplomarbeit freizeitbedingte Störreize auf das Brutverhalten des Eisvogels untersucht hat. Mit 82 Prozent stellten Bootfahrer die häufigste Störung in den untersuchten Eisvogelrevieren dar. Allerdings empfahl er auch, Angler über ihr Störpotenzial aufzuklären. Diese verweilen oft sehr lange in der Nähe einer Eisvogelbrutröhre und halten die Eltern davon ab, ihre Jungen zu füttern.

Empfehlungen aus der Praxis brachte Christa Glauser vom Schweizer Vogelschutzverband SVS mit. Dort werden bereits seit Jahren Kriterien zur Neuanlage von Brutwänden an Steilufern erarbeitet. Sie gab aber nicht nur Ratschläge für die Gestaltung des Brutplatzes, sondern konnte anhand eindrucksvoller Beispiele belegen, wie wichtig es ist, den ganzen Fluss als Lebensraum in die Betrachtungen einzubeziehen.

Von 30 Jahren Forschungsarbeit im Landkreis Soest (NRW) berichteten Magret-Bunzel-Drüke und Olaf Zimball (ABU). Eindrucksvoll waren insbesondere die Ergebnisse zum Fortpflanzungsverhalten. Bei Eisvögeln gibt es fast alles: Saisonehe, Mehrweiberei und Mehrmännerei sowie Partnerwechsel und Schachtelbruten. Auch dass zwei Drittel aller brütenden Eisvögel einjährig sind, war den meisten Teilnehmern neu. Spannend auch, dass beringte Eisvögel aus Soest in Südspanien, auf Mallorca und in Großbritannien aufgetaucht sind.

Severin Hajer vom Wasserwirtschaftsamt Kronach rundete das Programm durch einen Beitrag zur Renaturierung des Mains zwischen Bayreuth und Bamberg ab. Auf großer Strecke wird dem Fluss die natürliche Dynamik wiedergegeben, sodass nun wieder viele seltene Tier- und Pflanzenarten dort leben können. Dabei steht das Motto „Eigenentwicklung vor Ausbau“ im Vordergrund. Zur Wiederherstellung des Lebensraums gehört aber auch die Lenkung der Freizeitaktivitäten. So wurden gezielt Anlandeplätze für Kanuten geschaffen, um die entstandenen natürlichen Kiesinseln vor Störungen zu bewahren.

Abschließend wurden die wesentlichsten Empfehlungen für den Schutz des Eisvogels zusammengefasst:

– Umsetzung der europäischen Wasserrahmenrichtlinie (ökologische Aufwertung und Renaturierung von Fließgewässern)
– Durchgängigkeit der Fließgewässer sichern und wiederherstellen (kein weiterer Ausbau der Kleinwasserkraftanlagen)
– Sicherung ökologisch wertvoller Strukturen beim Hochwasserschutz
– Sicherung des Nistplatzangebots (natürliche Steiluferwände) für den Eisvogel
– Sicherung der Brutplätze vor Störungen
– Durchführung eines regelmäßigen Bestandsmonitoring