Europäisches Parlament fordert EU-Strategie für den Schutz der Wildnis

Nachfolgend wird eine geringfügig veränderte und gekürzte Pressemitteilung des Europäischen Parlaments dokumentiert.

Das Europäische Parlament zeigt sich über den Zustand der biologischen Vielfalt in einem Bericht „zu Wildnis in Europa“ äußerst besorgt. Das Ziel, dem Verlust der biologischen Vielfalt bis 2010 Einhalt zu gebieten, werde nicht erreicht. Die negativen Folgen dieses Verlusts seien bereits spürbar. Die Abgeordneten verlangen u. a. eine EU-Strategie für den Schutz der Wildnis, die Ausweisung von Wildnisgebieten sowie die Bereitstellung besonderer Fördermittel.

In dem von Gyula HEGYI (SPE, Ungarn) ausgearbeiteten Bericht kritisieren die Abgeordneten, dass die Ziele der Politik der EU zum Schutz der biologischen Vielfalt sowie die Ziele der Vogelschutzrichtlinie und der Fauna‑Flora‑Habitat‑Richtlinie bisher in keiner Weise angemessen in Politikbereiche wie zum Beispiel Landwirtschaft, regionale Entwicklung, Energie oder Verkehr einbezogen worden sind. Das Ziel, dem Verlust der biologischen Vielfalt bis 2010 Einhalt zu gebieten, werde nicht erreicht werden und die negativen sozialen und wirtschaftlichen Folgen des Verlusts an biologischer Vielfalt und des Rückgangs der Ökosystemleistungen seien bereits spürbar.

EU-Strategie, Ausweisung von Wildnisgebieten, Fördermittel

Die EU-Kommission wird aufgefordert, eine mit der Vogelschutzrichtlinie und der Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie in Einklang stehende „EU-Strategie für den Schutz der Wildnis“ zu entwickeln, in der ein Ökosystem-Ansatz verfolgt, bedrohte Arten und Biotope bestimmt und Prioritäten festgelegt werden. Zudem sei es notwendig, Wildnisgebiete auszuweisen und besondere Fördermittel bereitzustellen, um die Zerschneidung von Lebensräumen zu verhindern, Wildnisentwicklungsgebiete sorgfältig zu verwalten, Ausgleichsmechanismen und -programme auszuarbeiten und die Öffentlichkeit zu sensibilisieren. Die Kommission und die Mitgliedstaaten müssten den wirkungsvollen Schutz von Wildnisgebieten „besonders wichtig“ nehmen.

Tourismus „mit extremer Vorsicht“ handhaben

Der durch Tourismus entstandene Schaden sei „ausführlich dokumentiert“, argumentieren die Abgeordneten. Es müsse daher dafür gesorgt werden, dass der Tourismus, auch wenn er darauf abzielt, Touristen die Lebensräume und wildlebenden Tiere in Wildnisgebieten nahe zu bringen, „mit extremer Vorsicht“ gehandhabt wird. Es sollten Konzepte in Betracht gezogen werden, in deren Rahmen Wildnisgebiete der Allgemeinheit größtenteils nicht zugänglich sind (mit Ausnahme genehmigter wissenschaftlicher Forschung), jedoch begrenzte Gebiete für den hochwertigen und nachhaltigen Tourismus zum authentischen Erleben der Wildnis, der den lokalen Gebietskörperschaften wirtschaftlich zugute kommt, offen stehen.

538 Abgeordnete stimmten für den Bericht, 19 dagegen, 12 enthielten sich der Stimme.

Berichterstatterin: Gyula HEGYI (SPE, Ungarn)
Bericht: (A6-0478/2008) – Unberührte Naturlandschaften in Europa
Verfahren: INI (Initiativbericht)
Aussprache: Montag, 2.2.2009
Abstimmung: Dienstag, 3.2.2009

REF : 20090202IPR48070