Bergung von Altmunition in Nord- und Ostsee

Quelle: NABU, GSM und GRD

Naturschutzverbände fordern Landtag auf, die Bergung von Altmunition in Nord- und Ostsee
voranzubringen

Anlässlich der heutigen Sitzung des schleswig-holsteinischen Landesparlaments zur „Umsetzung der Resolution der 16. Ostseeparlamentarierkonferenz (BSPC) in Berlin“ fordern Naturschutzverbände die Landtagsabgeordneten auf, sich dafür einzusetzen, im Bereich der Kolberger Heide bei Kiel ein Pilotprojekt zur umweltfreundlichen Entsorgung von Altmunition aus der Ostsee auf den Weg zu bringen. Der Naturschutzbund NABU, die Gesellschaft zur Rettung der Delphine GRD und die Gesellschaft zum Schutz der Meeressäugetiere GSM hatten im Oktober auf einer Fachtagung in Kiel demonstriert, dass Munitionsreste aus dem 2. Weltkrieg umweltfreundlich und sicher geborgen und entsorgt werden können. Ein Teil des dazu nötigen technischen know-hows stammt von in Schleswig-Holstein ansässigen Firmen.

Die Umsetzung der Resolution ist Thema in der morgigen Landtagssitzung. Im Vorwege fordern die Abgeordneten aller Fraktionen einvernehmlich die Landesregierung auf, an der Umsetzung der Resolution mitzuwirken und einen Ostsee-Aktionsplan zu erarbeiten, der noch im November bei einem Ministertreffen in Warschau beschlossen werden soll ­ mit dem Ziel, ihn bis 2017 umzusetzen. Das wesentliche umweltpolitische Ziel des Ostsee-Aktionsplanes ist es, die ökologische Sanierung der Ostsee voranzubringen, die Einleitung von Schadstoffen zu beenden, alte Schadstoffe aus dem Meer zu entfernen und bestehende Lebensräume zu schützen.

„Alte Schadstoffe, die sich noch nicht flächig in die gesamte Meeresumwelt verteilt haben, finden sich zum Beispiel in Seeminen und Torpedosprengköpfen im Ausgang der Kieler Förde bei Heidkate“, erklärt NABU-Landesvorsitzender Hermann Schultz. Krebserregende Substanzen wie der Sprengstoff TNT (Trinitrotoluol), die sich in der Nahrungskette anreichern können, werden freigesetzt, wenn die Hüllen der Sprengkörper verrotten oder bei Sprengungen beschädigt werden.

„Es handelt sich bei Rüstungsaltlasten um ein ostseeumspannendes Problem. Durch den technischen Fortschritt ist eine umweltfreundliche Lösung, die auch den hohen sicherheitstechnischen Ansprüchen genügt, in greifbare Nähe gerückt“, berichtet Ulrich Karlowski, Geschäftsführer der GRD. Allein in den deutschen Gewässern der Ostsee vermuten Experten bis zu 300.000 t Munition aus dem 2. Weltkrieg. Arsenalmunition wurde entlang der gesamten Küsten versenkt. Im Baltikum und vor der Finnischen Küste finden sich noch umfangreiche Minensperren.

„Schleswig Holstein könnte im Rahmen eines Pilotprojektes zur umweltfreundlichen Beseitigung von Meeres-Rüstungsaltlasten seine Kompetenz in Sachen maritime Technik unter Beweis stellen“, erklärt Petra Deimer von der GSM. Eine fachgerechte Entsorgung betrifft also auch die in der BSPC-Resolution explizit genannten Fragen der integrierten Meerespolitik und des Arbeitsmarktes. Denn eine erfolgreiche Demonstration der Technik made in Schleswig-Holstein könnte bewirken, dass sich Unterwasser-Robotik, Wasserschneidsysteme, Blasenvorhänge oder Vereisungstechnik weltweit zum Exportschlager entwickeln.

Gleichzeitig würden die schleswig-holsteinischen Parlamentarier den Vorgaben des Europäischen Parlaments gerecht, das am 12. Juli 2007 in seiner „Entschließung zu der zukünftigen Meerespolitik der Europäischen Union – Eine europäische Vision für Ozeane und Meere“ die Kommission und die Mitgliedsstaaten explizit dazu aufgefordert hat, „umfassende Untersuchungen über die in den europäischen Meeren versenkten Munitionsaltlasten aus vorherigen Kriegen und die von ihnen ausgehenden Gefahren für Mensch und Umwelt in die Meerespolitik mit einzubeziehen und mögliche Sicherungs- und Bergungsmaßnahmen für sie zu prüfen bzw. zu unternehmen.“

Weitere Informationen über Rüstungsaltlasten im Meer sind zu finden unter www.NABU-Meeresschutz.de, www.NABU-SH.de, www.delphinschutz.org, www.gsm-ev.de.