Botanik – Zapfen

Zapfen

Autor: Gregor Dietrich

Ob zu Allerseelen als Grabschmuck oder im Advent und zu Weihnachten – Zapfen sind hier nicht wegzudenken. Aber was sind Zapfen eigentlich? Viele werden sicher meinen es wären die Früchte der Koniferen. Das hat aber einen Haken: Koniferen haben keine Früchte.

In der Botanik wird der Begriff Zapfen für ährige Blütenstände mit verholzenden Tragblättern (Zapfenschuppen) verwendet. Bei einer Ähre sitzen die Blüten ohne Blütenstiel an der Blütenstandsachse verteilt. Im Normalfall sitzt unmittelbar unter jeder Blüte ein Blatt, aus dessen Achsel die Blüte entspringt. Es trägt also die Blüte und wird daher Tragblatt genannt. Typische Zapfen besitzt beispielsweise auch der Laubbaum Erle (Alnus). Die Tragblätter der weiblichen Blüten verholzen zur Fruchtreife, und die Früchte werden vom Wind verblasen.

Die Geschlechtsorgane (Gametophyten) der Pflanzen entstammen immer Blättern: Bei den Farnen hängen die Sporen (aus denen später die Gametophyten auskeimen) an der Blattunterseite, bei den Bedecktsamern werden die Samenanlagen (Gametophyten, die an der Mutterpflanze bleiben) von den Fruchtblättern eingehüllt. Das Fruchtblatt bildet im zweiten Fall die Frucht. Die Bedecktsamerin Erbse zeigt noch deutlich ein zusammengefaltetes Blatt, an dessen Mittelrippe die Samenanlagen sitzen. Bei der Erle befindet sich nur mehr ein Same in jedem Fruchtblatt. Die Koniferen sind Nacktsamer und nehmen sozusagen eine Mittelstellung zwischen Farnen und Bedecktsamern ein: Sie bilden zwar schon Samen, diese sitzen aber noch frei auf dem Fruchtblatt.

Da die Samen sehr nährstoffreich sind, müssen sie aber vor Fraßfeinden geschützt werden. Daher werden die Tragblätter vergrößert und verholzen zu einer schützenden Hülle. Bei der Douglasie (Pseudotsuga menziesii) sind die Fruchtblätter verlängert und hängen zwischen den Zapfenschuppen hervor, die Samen bleiben allerdings verborgen. Bei der Erle bildet das Fruchtblatt einen dünnen Flugsaum, der die Windverbreitung erleichtert, aber kaum vor dem Gefressenwerden schützt. Darum bilden auch hier die Tragblätter einen Schutz.

Nicht alle Zapfen eignen sich als Schmuck. Bei den aufrechten Zapften der Tanne fallen die Zapfenschuppen zur Samenreife mit den Samen ab. Die anderen Koniferenzapfen geben die Samen durch hygroskopische Bewegungen frei: Austrocknende Zapfen öffnen ihre Schuppen, bei Feuchtigkeit schließen sie sich. Beim Wacholder sind die "Zapfen"schuppen nicht verholzt sondern fleischig. Die so gebildete Scheinfrucht ist eine Scheinbeere.