Stauden – Giersch, Aegopodium podagraria

Aegopodium podagraria oder: einmal Giersch – immer Giersch

20 Tipps für die erfolgreiche Kultur von Giersch

Ich habe habe ihn auch schon gesehen – den gierschfreien Garten. Ich erinnere mich genau, es war ein schöner sonniger Sommertag…

Hier könnte jetzt ein fesselnder Tatsachenbericht folgen, doch Spass beiseite: Es gibt ihn wirklich, den gierschfreien Garten. Überwiegend ist er zurückzuführen auf das Fehlen günstiger Standortbedingungen für den schönen Doldenblütler! Dem kann Abhilfe geschaffen werden:

  • Tip 1-3 In einem sonnigen Garten mit magerem und trockenem Sandboden wird man allenfalls mickerige Exemplare finden. Also: Schaffen sie die richtigen Standortbedingungen: Halbschattig (- schattig), gute Nährstoffversorgung und ausreichende Bewässerung sichern maximale Erträge!
  • Tip 4 Wenn jetzt die Familie auf den Geschmack junger Gierschblätter kommt (Salat, Suppen, Sossen, auf Brot), kann es um diesen letzten Bestand geschehen sein. Durch die Entnahme der beständig nachwachsenden knackigen jungen Blätter wird genauso beständig die Photosynthese der Pflanze verhindert. Sie stirbt aus! Jetzt ist schnelles Handeln geboten: Klären Sie die Konsument/inn/en darüber auf, dass selbst der Pflanze, die den Fuss im Acker hat ( podos agraria; griechisch) es irgendwann zuviel wird!
  • Tip 5 Um dem angeschlagenen Gierschbestand wieder auf die Beine zu helfen, sollten Sie ihm jetzt einige Zeit der Ruhe gönnen: Einfach die Pflanze wachsen lassen. Schon bildet sich die gar nicht so bekannte schöne weisse Doldenblüte, die auch von zahlreichen Insektenarten gerne besucht wird. Nach einiger Zeit reifen auch in Ihrem Garten viele neue Gierschsamen, die Ihre Erträge vielfach steigern können.
  • Tip 6 Wem dieser natürliche Prozess zu langsam geht, dem sei als erstes das einfache Umgraben des Gartens als Förderungsmöglichkeit genannt. Mit dem Umgraben begehen Sie eine gärtnerische Facharbeit: die Wurzelteilung. Aus vielen kleinen Wurzelstücken wird schon nach wenigen Wochen neues Leben erwachen und Sie können mit den so gewonnenen Jungpflanzen weitere Flächen der Gierschkultur zuführen! Schlimm hingegen können Kinder sein: So habe ich selber Kinder beim Sieben von Gartenerde beobachten können, die den Boden fast gierschfrei hinterliessen. Die Arbeit vieler Jahre kann so binnen weniger Stunden des gedankenvergessenen Spieles zerstört werden! Bei aller Liebe zur Umweltpädagogik geht das zu weit und die Eltern sollten sich fragen lassen, ob das noch im Sinne des Erfinders ist!
  • Tip 7 Begehen Sie nicht den Fehler grosse Teile des Garten oder gar den ganzen Garten nur der Gierschkultur zuzuführen! Solche Mini-Monokulturen sind in ihrem Bestand gefährdeter, weil anfälliger für zahlreiche Schadorganismen. Diesbezüglich sollten Sie rechtzeitig Erkundigungen bei Pflanzenschutzämtern einholen. Es gibt auch biologische Methoden der Abwehr von Giersch-Schädlingen.
  • Tip 8 Rücksichtslose Ernte (=Ausbeutung der Erde!) kombiniert mit den sogenannt umweltfreundlichen Mulchverfahren können Ihre Gierschbestände ebenfalls schwächen! Lassen Sie sich nichts von bezahlten Berufs-Ökogärtnern erzählen. Es stimmt zwar: Pflege ich meine Gierschbestände von alten, nicht mehr erntewürdigen Trieben und lasse sie gleich liegen, habe ich nicht nur einen schnellen Arbeitsfortschritt. Auch die Energiebilanz ist günstiger, weil der Umweg über den Kompost fehlt (Flächenkompostierung). Aber: Das Zurücklassen würde ich hier eher als fahrlässige Faulheit sehen: Wieder droht der zusätzliche Schädlingsbefall durch unsachgemässe Arbeitsmethoden. Dazu ist mir mein Ertrag zu schade.
  • Tip 9 Vermeide Mulchen in Gierschrabatten! Insbesondere das Abmulchen mit einer etwa 10 cm starken Moosschicht wird von unserer Salatpflanze gar nicht geschätzt.
  • Tip 10 Ein positiver Nebenaspekt der Ökowelle: das vielerorts übliche Abdecken von wertvollsten Gierschbeständen mittels Folien und anderen Materialien über Zeiträume von 1-1,5 Jahren konnte sich aus ästhetischen Gründen nicht durchsetzen – ernsthaft hätte dies die Bemühungen vieler Gierschfreunde und -freundinnen behindert.
  • Tip 11 Immer noch verbreitet ist vielerorts auch die illegale Anwendung von Windox 95 oder der noch härteren Version Windox 98. Sogar in Kleingartenforen u.ä. wird freimütig bekannt, wie man am geschicktesten dieser illegalen Tätigkeit nachgeht. Dabei ist der grösste Teil dieser Gift-Machenschaften längst verboten, aber was ein/e traditionsverpflichtete/r Gärtner/in ist, lassen die sich ja nichteinmal durch Strafe von Ihrem Tun abbringen. Im Gegenteil gibt es zahlreiche Versuche, Gift-Verbote im Garten durch neue Varianten zu unterlaufen. Erst jüngst brachte der Hersteller eine neue Version heraus, deren eine Werbestrategie die Betonung der noch geringeren Nebenwirkungen war. Das kennen wir doch von der pharmazeutischen Industrie… Wir Giersch-Gärtner und -Gärtnerinnen vertrauen viel auf das, was die Natur uns anzeigt. Scheinbar unordentliche Dinge erschliessem sich dem/der erfahrenen Gierschgärtner/in als höhere Ordnung. Schönes Beispiel hierfür ist die vehement geführte Debatte um das neue Nach-dem-Mond-Leben nach dem Lunax-Programm. Zwar gibt es auch hier zahlreiche Probleme und Mitläufer, aber der Kern scheint doch zu stimmen. (Jetzt bin ich beim Schreiben dieser Zeilen gerührt, weil das Wort Kern gleich einem inneren Film, die ganze Entwicklung meiner Giersch-Pflänzchen zeichnet.)
  • Tip 12 Hochkannt vergrabene alte Beton- und Natursteinborde behindern die Entwicklung des Wurzelsystems unserer Gartenlieblinge. Selbst von Gartenabschnitten, die aufgrund derartiger, mindestens 25 cm tiefer, Umrahmungen frei vom Giersch blieben, wird berichtet. Fassen Sie sich ein Herz und entfernen die Platten aus ihrem Garten. Vergrabene kleinere Betonsteine, Tonklinker u.ä. stellen zwar eine Behinderung unserer Salatpflanze dar, haben aber untergeordnete Bedeutung. In einem wirklich gut gepflegten Gierschgarten hat aber auch ein solcher Stein nichts zu suchen!
  • Tip 13 Bleiben Sie nicht alleine! Schliessen Sie sich mit anderen Freundinnen und Freunden des Giersches als lokale Gruppe unserer weltweiten Organisation zusammen! Teilen Sie Ihre Erfahrungen mit Ihren Mitmenschen ebenso liebevoll, wie Sie auch die Gierschpflanzen teilen! Leben Sie beispielhaft beispielhaft!
  • Tip 14 (Antwort von S. im GardenWeb:). Ganz allerliebst macht sich Giersch in einer gemischten Pflanzung mit
    Ampfer-Knöterich (Poligonum lapatifolium),
    Schachtelhalm (Equisetum arvense),
    Queckengras (Agropyron repens) und
    Klette (Arctium lappa),
    wobei man tunlichst darauf achten sollte, daß die hübsche heimische Pflanzengesellschaft nicht durch gärtnerischen Unverstand in ihrer Entwicklung gehemmt wird…
    Anmerkung A.R.: (Lob!) hierzu: Die nachfolgenden pflanzensoziologischen Zeigerwerte (nach ELLENBERG, Scripta Geobotanica XVIII) machen die Perfektion deutlich, die nur die geübte Gärtner/innenhand oder die Natur zustande bringt.
    Ampfer-Knöterich (Poligonum lapatifolium) (3.21, 3.212) 3.31
    Aegopodium podagraria 3.531
    Klette (Arctium lappa) 3.511
    Queckengras (Agropyron repens) 3.61
    Schachtelhalm (Equisetum arvense) x (indifferent)
    3. Krautige Vegetation oft gestörter Plätze
    3.3 Hackunkraut- und Ruderalgesellschaften
    3.5 Stickstoffkrautfluren
    3.6 Quecken-Trockenpioniergesellschaften
  • Tip 15 Die Besucherin meiner Homepage Gudrun:
    Um die ausgedehnten Giersch-Kulturen zu erhalten, sollten an diesen Plätzen auf keinen Fall Kartoffeln angepflanzt werden. Nachdem ich an diesen Stellen immer wieder meine überzähligen, keimenden Kartoffeln im Frühjahr und Frühsommer eingebuddelt habe, wächst der Giersch nur noch sehr kümmerlich.
  • Tip 16 In der Stauden-Rubrik des flora-forum schrieb Roswitha:
    ich habe die Garten-variante, also eine panaschierte Gierschpflanze, aus Holland mitgebracht, die wächst wunderbar sittsam und sieht schön aus…
  • Tip 17 Die Besucherin meiner Homepage Ulla schrieb:
    … und füttere meine Kaninchen mit Giersch. Außerdem habe ich auch schon Giersch in Kräutersaucen geschnitten…
  • Tip 18 Der Besucher meiner Homepage Jochen schrieb:
    Hühner sind des Giersches Tod! Tatort-Foto: A.Regner. Unsere 5 Hühner drangen während der Ferien für 2 Wochen in unser wunderschönes, dicht bewuchertes, Gierschfeld ein. Nun muss ich einzelne Gierschpflänzchen mit der Lupe suchen. Hühner sind des Giersches Tod!
  • Tip 19 Die Besucherin meiner Homepage Jutta schrieb:
    Nicht vergessen sollte man hierbei auch die Schneckenbekämpfung. Mangels ordentlicher Durchführung sieht mein Gierschbeet jeden Sommer sehr gerupft aus. Nur noch die kahlen Stiele bleiben übrig, ein schauriger Anblick. Nicht einmal die schöne Blüte warten sie ab.
  • Tip 20 Hier könnte Ihr persönlicher Gierschtip stehen! Insbesondere sollen im nächsten Schritt unserer Gierschkampagne die Rezepte eine eigene Rubrik füllen! Diesbezügliche Zuschriften sind herzlich willkommen.