Blütenökologie und Bestäubung

Blütenökologie und Bestäubung

Autor: Martin Beckers

Die Bestäubung von höheren Pflanzen (Angiospermen = Bedecktsamer) ist eng vernetzt mit der der Entwicklung der Insekten.
Es gibt auch andere Übertragungsmechanismen: Selbstbestäubung, Windbestäunung, Wasserbestäubung und Tierbestäubung. Von allen dieser Typen gibt es spezielle Untertypen.
Hier soll der letzte Punkt genauer vorgestellt werden: Die Tierblütigkeit (= Zodiophilie, Zoogamie). In Europa ist sie nahezu gleichzusetzen mit Insektenblütigkeit. In Tropischen Regionen kann auch eine Bestäbung durch Säugetiere, z.B. Fledermäuse oder Vögel, z.B.Kolibris, erfolgen.

Um eine Pollenübertragung möglich zu machen, sind bestimmte Voraussetzungen notwendig. Die bestäubenden Tiere müssen die Blüte regelmäßig besuchen. Die Blüten müssen den mechanischen Beanspuchungen gewachsen sein, Pollen wie auch Narbe müssen berührt werden. Die Pflanzenarten müssen über Reizmittel verfügen, die die Sinnesorgane der bestäubenden Tiere ansprechen.

Über optische Reize wirken die Blütenfarben. Der Farbensinn der Tiere ist ein anderer als unser. Klassisches Beispiel ist die Honigbiene, die kein reines Rot sieht, wohl aber das für uns nicht sichtbare Ultraviolett. Farbsättigung und Helligkeitswerte haben ebenso Bedeutung wie Helligkeits- und Farbkontraste und die Form der Blüte. Zur Form gehören auch die Saftmale, die wie Wegweiser zum Nektar zeigen. Häufig sind diese nur von den ultraviolettempfindlichen Insektenaugen zu sehen.

Das zweite Reizmedium sind die Duftstoffe. Abgegeben werden diese von unterschiedlichen Teilen der Pflanze. Am verbreitetsten ist es bei Pollen und Kronenblättern. Viele Blüten besitzen neben den Farbmalen auch Duftmale. Bei Bienen und Hummeln ist der Duft für die Nahwirkung wichtig.

Aber was nützen die ganzen Reize wenn für die Bestäuber kein Lockmittel, ursprünglich unzweifelhaft Nahrung, vorhanden ist? Zuerst ist es ein Überschuß an Pollen gewesen. Pollen ist reich an Eiweiß, Fett, Kohlenhydrate und Vitamine. Typische Pollenpflanzen sind Mohn oder Rosen. Doch auch frühzeitig in der Entwicklungsreihe der Blütenpflanzen sind diese auf die Erfindung des Nektars gekommen. Der süße Zuckersaft lockt ebenfalls Befruchter an, doch ist er für die Pflanze einfacher herzustellen als der rohstoffaufwendige Pollen. Der Nektar wird in der Regel am Blütenboden im Nektarium (das sind umgewandelte Staubgefäße) produziert. Einige Blumen haben mechanische Einrichtungen entwickelt, um die Insekten auf ganz bestimmten Bahnen zu lenken das Pollen und Narben erzwungenermaßen berührt werden. Bei anderen Blüten wird es durch Hebel-, Schleuder- oder Klemmvorrichtungen gewährleistet. Der Pollen der insektenblütigen Pflanzen ist mit Pollenkitt versehen, eine ölartige Substanz, die die Pollenkörner verklebt. Oder die Oberfläche der Pollenkörner ist mit Haken oder Leisten versehen. Damit verhaften sie in den Haaren der Tiere.

Vorstellung der Insektenblütigkeit – die Bestäubung erfolgt:

  • beim Sammeln der dargebotenen Nahrung: Pollen und Nektar werden gesammelt
    Tiere: Honigbiene, Schwebfliege, Bockkäfer
    Pflanzen: Raps, Apfel, Mais, Dill…
  • beim Aufsuchen vorgetäuschter Nahrung: glänzende Gebilde, die Nektarien ähnlich sehen
    Tiere: Fliegen
    Pflanzen: bittersüßer Nachtschatten
  • bei der Ausführung von Begattungsbewegungen: Blüte hat Weibchen in Form und Duft nachgebildet
    Tiere: Fliege, Wildbiene
    Pflanzen: Ragwurzarten
  • bei der Ablage von Eiern in der Blüte
    Tiere:
    Pflanzen: Trollblume, Palmlilie
  • beim zufälligen Besuch: Blüte dient als Sonnenplatz (1) oder als Unterschlupf (2)
    Tiere: Fliegen und Blumenkäfer
    Pflanzen: (1): viele Doldenblütler, Holunder; (2): Seerosen, Frauenschuh

Einteilung nach den bestäubenden Insekten

  • Käferblumen: Robuste Blumen, leicht zugänglich, starker Duft, Pollen als Nahrungsangebot
    Beispiel: Hartriegel, Schneeball
  • Fliegenblumen: kleine mehr oder weniger geruchlose Scheibenblumen, offener Nektar
    Beispiel: Doldenblütler, Weinraute
    oder Aasfliegenblumen: meist als Täusch- oder Fallenblumen
    Beispiel: Osterluzei, Aronstab
  • Bienenblumen: Fahnen- Rachen- oder Lippenblumen, mit Landplatz, kräftiger Farbe, Saftmalen, Duft
    Beispiel: Klee, Salbei, Zitronenmelisse
  • Hummelblumen oft schwer zugänglich, Farbe Blau dominiert
    Beispiel: Enzian, Fingerhut
  • Tagfalterblumen Blüte steht aufrecht, Röhre ist eng
    Beispiel: Nelke, Tabak
  • Nachtfalterblumen waagerechte oder hängende enge Röhrenblumen, Farbe weißlich, starker Duft, Nektar tief verborgen
    Beispiel: Nachtkerze, Waldgeißblatt